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Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

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Wir merken es aber, wenn so ein kleiner "Steppke" da mit<br />

Schweiß auf <strong>der</strong> Stirn anfangt, z.B. eine Wohnung zu untersuchen,<br />

nicht gerade zu unserer Begeisterung, aber zu seinem Erfolg. Zur Ver-<br />

deutlichung möchte ich Ihnen ein Beispiel aus meiner eigenen jüng-<br />

sten Erfahrung nennen: Ich hatte am Sonntag Besuch von jemandem<br />

mit einem zweijährigen Buben, <strong>der</strong> dabei ist, die Welt zu erk<strong>und</strong>en.<br />

Ich kann da sehr gut sehen, wie <strong>der</strong> Junge eine ihm fremde Wohnung<br />

allmählich durch best<strong>im</strong>mte Reize <strong>und</strong> Eindrücke artikuliert. Wenn er<br />

vor <strong>der</strong> Fahrt zu mir das Auto seines Vaters besteigt <strong>und</strong> erfährt, wo es<br />

hingeht, nennt er offenbar ganz best<strong>im</strong>mte Eindrücke sofort, die er<br />

sehr selektiv mit dieser Wohnung verbindet. Ich möchte Ihnen eine<br />

schöne Geschichte nicht vorenthalten, die <strong>im</strong> Horizont von <strong>Bild</strong>-Ma-<br />

chen <strong>und</strong> Im-<strong>Bild</strong>e-Sein die produktive Leistung einer Verbindung von<br />

divergierenden Eindrücken zeigt: Der Kleine hat einen Vater, <strong>der</strong> sich<br />

für die Gestirne interessiert, <strong>und</strong> er sah den Vollmond prächtig eines<br />

Tages. Dann, vierzehn Tage später, war dieser Vollmond nicht mehr<br />

prächtig, son<strong>der</strong>n halb. Der Kleine schaute hinauf, war etwas verdutzt<br />

<strong>und</strong> kommentierte: "Mond kaputt." Ich finde das eine ganz großartige<br />

Leistung. Er hatte hier schon zwei <strong>Bild</strong>er: das eine <strong>Bild</strong> vom vollen<br />

Mond, das an<strong>der</strong>e <strong>Bild</strong> vom Halbmond. Die Differenz muß in irgend-<br />

einer Weise erklärt werden <strong>und</strong> "kaputt" ist nicht gerade das schlech-<br />

teste Wort einer Erklärung dafür. Das war eine kleine Anekdote, die<br />

auch aufschließenden Wert hat.<br />

Damit wie<strong>der</strong> zurück zum Text. <strong>Bild</strong>er vermitteln Welt, sie ver-<br />

mitteln Wirklichkeit. Insofern - so sagte ich - sind sie ein elementar-<br />

anthropologisches Medium, ein altes, <strong>und</strong> - ich möchte sagen - sogar<br />

das älteste, das sogar noch vor <strong>der</strong> Sprache kommt. Die Imago-Analy-<br />

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