Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

diges Simulationsinstrument, als begriffstechnische Konstruktion einer
Zwischenwelt die sich nur durch die Pragmatik, nicht aber durch eine
ewige und allgemeine Logik begründen konnte. Sehr weit von Platons
LOGOS entfernt und nicht einmal mehr 'logisch' im Sinne von 'for-
mallogisch 5 verbindlich wurde die Vernunft als Welt der Begriffe,
Schlüsse und Urteile zu einer Ordnungsprothese über dem Sog eines
chaotischen Abgrunds. Der Perspektivismus war nicht länger rational
gebändigt, sondern zerstob in ein irrationalistisches Ensemble von nur
noch pragmatisch zu legitimierenden Lebenstaktiken. Die Entfaltung
des Veraunftirrationalismus diesseits von Wahrheit und Unwahrheit,
von Richtigkeit und Falschheit konnte nur eine Auflösung der Anthro-
po-Logik in den Visionen eines Übermenschen entsprechen, dem eine
zentrale Stellung in der Welt als flüchtiger Exponent des Lebensstroms
verweigert blieb. Auf dem Rücken des Tigers reitend (um das berühm-
te Bild Nietzsches zu verwenden) läßt sich kein fester Standort mehr
gewinnen, sondern nur die lockere Folge vorübergehender Gleichge-
wichte. Jedenfalls hat sich in Nietzsches Welterfahrung und Lebens-
deutung die platonische Weltordnung, auch die mythische, radikal ver-
ändert. Sie hat sich gewissermaßen verkehrt. Die Ideen sind jetzt Pro-
jektionen menschlicher Weltbefangenheit - im Grunde hochgradige Si-
mulationen, deren einziger aber auch wichtiger Zweck darin besteht,
ein Leben in Weltgefangenschaft zu ermöglichen - so wie der Zweck
der Bilder darin besteht, zum Weiterleben zu verführen. Für Nietzsche
simuliert die Vernunft in Begriffen ebenso wie die Imagination in den
verlockenden und versöhnenden Bildern der Inspiration. Vernunft und
Imagination treffen in der Notwendigkeit eines Scheins zusammen,
der sich von keinem Sein her mehr ermessen kann und der sich auch
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