Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

Daß eine Frage wie "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?" oder
"Wie scheinhaft ist das Bild?" nicht nur müßig gestellt wird und zu
müßigen Antworten herausfordert, das zeigt sich sehr schnell, wenn
man ihren Zusammenhang mit praktischen Disziplinen, etwa mit der
Pädagogik, betrachtet. - Das war die nächste Überlegung in unserem
Zusammenhang. In der Pädagogik ging und geht es immer darum, die
sogenannte 'nachwachsende Generation' in ein produktives Verhältnis
zur Wirklichkeit zu bringen. Zu einem solchen produktiven Verhältnis
gehört seit alters her jene Urteils- und Unterscheidungsfähigkett, die es
erlaubt, die vorgefundene Wirklichkeit auf neue Möglichkeiten hin ab-
zuschätzen oder als neue Möglichkeiten, in denen sich geschichtliches
Leben fortschreibt und auslegt, an der Wirklichkeit zu prüfen. Die Dif-
ferenz also von Wirklichkeit und Möglichkeit, Wirklichkeit und Un-
wirklichkeit, von Tradition und neuen Perspektiven, von Vorgefunde-
nem und Anzustrebendem ist grundlegend für das Generationsverhält-
nis in der Zeit. Diese Tatsache galt jedenfalls für viele Jahrhunderte,
wenn nicht einige Jahrtausende. Es war Differenz und Spannung von
Wirklichkeit und Möglichkeit, von Realität und Antizipation vereint
mit der Imagination, die den Raum für die Formulierung von Bil-
dungsidealen eröffnete. Bildung und das Bild des Bildungsideals wa-
ren die pädagogische Vermittlung der Differenz von geschichtlicher
Wirklichkeit und geschichtlicher Möglichkeit, waren die praktischen
Antizipationen eines gelingenden Lebens, und zwar entweder als Ein-
Bildungen höherer Vorbildlichkeiten ins Irdische (etwa in der Mystik)
oder als Steigerungen des Weltlichen und Menschlichen im Hinblick
auf ein der Geschichte einheimisches Vollkommenheitsbild der
Menschheit (etwa im Neukantianismus). Aber wie auch immer das
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