Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

14. Vorlesung 29.6. 1993
Man kann in einem Blick auf eine prominente Position in der
Geschichte des Denkens erstaunliche Verbindungen zu Baudrillards
These von der Simulation feststellen: Es handelt sich um Friedrich
Nietzsche. Wir nannten ihn schon im Zusammenhang mit der dritten
Stufe der Simulakren, der Simulation. Nietzsche ist für eine Genera-
tion von französischen Theoretikern von Foucault bis Baudrillard lei-
tend geworden, weil schon er die Frage nach dem Vehältnis von Mo-
dell und Sache überhaupt, die Frage nach dem Verhältnis von Modell
und Wirklichkeit in bisher ungekannter Schärfe und Differenzierung
gestellt hat. Er führt seine Gedanken in einem Fragment vor, es stammt
von 1873, und hat den Titel: "Über Wahrheit und Lüge im außermora-
lischen Sinne". Es geht in diesem kleinen Fragment - es ist von großer
Sprengkraft und Auf Schließungskraft - eigentlich um drei Fragen, be-
sondere Fragen. 1) Woher kommt der Wille zum Wissen? Warum will
man eigentlich wissen? Die zweite Frage lautet: Worin besteht die
Funktion der Wahrheit? Und achten Sie bitte schon darauf: Nicht
"Was ist Wahrheit?" wird hier gefragt, sondern es wird gefragt: "Wo-
rin besteht die Funktion der Wahrheit?" Diese Frage wird mit einer
dritten verkoppelt: "Welches ist die Funktion des Intellekts?" - Man
kann nach Wahrheit und Irrtum einmal im wissenschaftlichen Sinne
fragen. Man kann darin festlegen, wann es sich um Wahrheit, wann es
sich um Irrtum handelt. Man kann zweitens nach Wahrheit und Lüge
fragen, dann wäre das Problem eine Frage der Moral. Nietzsche klam-
mert beide Fragen ein und fragt nach dem Verhältnis von Wahrheit
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