Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...
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teln neuer Techniken zu sein, vielmehr sieht es so aus, als ob <strong>der</strong><br />
Rückschlag einer exzessiven medialen Weltrepräsentation vor allem<br />
durch die audio-visuellen Medienverb<strong>und</strong>systeme <strong>und</strong> durch die com-<br />
puterisierten Informationsspeicher, -flüsse <strong>und</strong> -kombinationen die<br />
Wahrnehmung <strong>der</strong> Welt selbst än<strong>der</strong>te <strong>und</strong> nicht nur an<strong>der</strong>s instrumen-<br />
tierte. So stellt sich dann aber, wenn das <strong>der</strong> Fall ist, <strong>im</strong>mer nachdrück-<br />
licher die Frage, ob die individuelle Wahrnehmung einer hochmedial<br />
verdichteten Welt, eben diese Medienwelt, die nicht nur eine Welt in<br />
den Medien, son<strong>der</strong>n eine Welt durch die Medien ist, überhaupt noch<br />
individueller Wahrnehmung gewachsen sein kann. Die Frage ist, wie-<br />
weit ein individuelles Bewußtsein noch <strong>im</strong>stande ist, eine Kulturwelt<br />
zu fassen <strong>und</strong> zu glie<strong>der</strong>n. Diese Frage stellte sich bereits mit dem<br />
Aufkommen neuzeitlicher Wissenschaft, <strong>und</strong> zwar von Anfang an.<br />
Leibniz hielt man <strong>und</strong> hält man für den letzten universalen Kopf, viel-<br />
leicht noch Goethe, <strong>der</strong> Überblicksgewinn aus einer dichterischen Un-<br />
befangenheit beziehen konnte, <strong>und</strong> beide - Leibniz <strong>und</strong> Goethe - schie-<br />
nen die Welt noch direkt als All wahrzunehmen <strong>und</strong> sie dichtend <strong>und</strong><br />
denkend umfassen zu können. Heute scheint das durch viele Weisen<br />
<strong>der</strong> Weltmultiplikation in Mediensystemen offenbar in vergleichbarer<br />
Weise nicht mehr möglich zu sein. Ist das aber <strong>der</strong> Fall, gibt es gewis-<br />
sermaßen für Leibniz <strong>und</strong> Goethe keine Nachfolger, dann hat die Rede<br />
vom richtigen Umgang mit den Medien, die man so oft hört, den man<br />
<strong>im</strong> übrigen erlernen müsse, <strong>und</strong> die Rede von einer effektiven Medie-<br />
nerziehung, die dazu verhelfen könne, wenig sachliche Überzeugungs-<br />
kraft. Gegen die selbstläufige Weltmultiplikation hat die individuelle<br />
Urteilskraft heutzutage wenig Chancen, es sei denn in einer Entschei-<br />
dung, die man bezeichnen könnte als Entscheidung zur Medienaskese<br />
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