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Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

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dieser Vorlesung habe ich versucht, das vorprädikative, gleichsam<br />

sinnliche Selbstbewußtsein - auch das gibt es, das sinnliche Selbstbe-<br />

wußtsein <strong>der</strong> Welt - an einem Betspiel darzustellen. (Elementare Bil-<br />

dung, Vorlesung an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> zu Köln, Sommersemester 1989)<br />

Ich möchte probieren zusammenzuziehen, was unsere eigene<br />

Denkbemühung bis jetzt in Sachen <strong>Bild</strong> ergeben hat: Wir sagten,<br />

menschliches Sehen besitze die Eigentümlichkeit, nicht nur etwas zu<br />

sehen, son<strong>der</strong>n etwas als etwas zu sehen. Diese Tatsache hatte ich, um<br />

den Begriff <strong>der</strong> Reflexion zu vermeiden, als die Gebrochenheit des Se-<br />

hens bezeichnet. Im übrigen ist es mit allen an<strong>der</strong>en Sinnen auch so.<br />

Das wissen diejenigen, die sich etwa in <strong>der</strong> Ästhesiologie <strong>der</strong> Sinne<br />

von Her<strong>der</strong> etwas auskennen: Man sieht nicht nur etwas als etwas, son-<br />

<strong>der</strong>n hört auch etwas als etwas. Sowohl die Kunstbil<strong>der</strong> wie die Musik<br />

wären ohne diese merkwürdige Verdopplung, diese merkwürdige Ge-<br />

brochenheit <strong>der</strong> Sinne, gar nicht denkbar. Diese Gebrochenheit ist also<br />

ein anthropologisches Elementarphänomen. Zur Veranschaulichung:<br />

Die eiszeitliche Höhlenmalerei, etwa von Lascaux, Altamira usw. mit<br />

ihren geritzten monochromen <strong>und</strong> polychromen Tierbil<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Tier-<br />

szenen, also die Höhlenmalerei, die da vor fünfzehn- bis zehntausend<br />

Jahren vor unserer Zeitrechnung in <strong>der</strong> letzten Eiszeit entstand, wäre<br />

nicht möglich ohne die spezifische Gebrochenheit <strong>der</strong> menschlichen<br />

Sinnlichkeit, ohne die spezifische Gebrochenheit des menschlichen<br />

Sinns. Wir sehen etwas als etwas <strong>und</strong> indem wir etwas als etwas sehen,<br />

sehen gleichsam unser Sehen. Ebenso wären auch nicht möglich die<br />

Kunstbil<strong>der</strong>, die Kunstgestalten <strong>der</strong> Vorantike, <strong>der</strong> Antike, des Mittel-<br />

alters o<strong>der</strong> die emanzipierten <strong>Bild</strong>er <strong>der</strong> Neuzeit mit individueller Au-<br />

torschaft. Diese Leistungen, diese Objektivationen können nur auftre-<br />

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