Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

Freiheit; hinfällig wird, weil sinnlos, der Glaube an die Individualität
(wenn Sender und Empfänger eins sind, ist die Individualität damit na-
türlich erloschen); hinfällig wird der Glaube an die Unterscheidbarkeit
von Wirklichkeit und Möglichkeit; hinfällig wird der Glaube an die
Beherrschbarkeit der in gesellschaftlichen Codifizierungen investier-
ten Macht; hinfällig wird der Glaube an die geschichtliche Zielkompe-
tenz des Menschen; hinfällig wird der Glaube an die Priorität der Sa-
che vor dem Modell, aber auch der Glaube an die Differenz von hypo-
thetischem Konstrukt und Fakten; der Glaube an die Differenz von
Subjekt und Objekt (sie erscheint als Fiktion jenseits der Frage einer
Überprüfung, ob sie Fiktion ist); hinfällig wird schließlich der Glaube
an den Unterschied und die Unterscheidbarkeit von Realem und Ima-
ginärem, der Glaube an die Objektivität überhaupt.
Baudrillard faßt den Übergang zum Zeitalter der Simulation
charakteristischerweise selbst in einen biologischen Begriff. Er nennt
diesen Übergang eine "Mutation". Er sagt folgendes: "Diese Mutation
(...)" (von der Produktion zur Simualtion) "ist das Ergebnis einer Ge-
schichte, in der nacheinander Gott, der Mensch, der Fortschritt und die
Geschichte selbst zugunsten des Codes gestorben sind." (Der symboli-
sche Tausch und der Tod, S.94) Es ist eine Welt der Fiktion, die sich
da aufgebaut hat, eine kybernetische Ordnung, die eine absolute Kon-
trolle anstrebt und der "die biologische Theoretisierung des Codes die
Waffen geliefert hat." (ebd.) Was wäre das für eine Welt, wenn seine
Diagnose stimmt? Gewiß eine Horrorwelt, in der die Manipulation
zum Universalmodell der Steuerung würde, die im übrigen aber nicht
in den Händen identifizierbarer Personen läge, sondern irgendwo aus
dem Hinterhalt einer anonymen Metaphysik programmiert.
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