Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

L Vorlesung 27.4. 1993
Eine Vorlesung ist ihrem originären Sinne nach eine Lehrveran-
staltung, in der man nicht Wissen verbreitet - ich gewissermaßen ein
Wissens Verbreiter bin von Wissen, das andere entweder gehortet oder
erfunden haben -, sondern eine Vorlesung sollte sein die Vermittlungs-
stelle zwischen Forschung und Lehre. Ich meine, man sollte diesen
Auftrag der Vorlesung immer noch wahrnehmen und Sie sollten sich
auch den Problemen aussetzen, die eine Forschung im Sinne eines
"Nachdenkens live" hat - übrigens nicht nur für denjenigen, der, wie
man sagt, rezipiert, sondern auch für denjenigen, der sie "in Einsam-
keit und Freiheit", wie Humboldt sagen würde, vorzubereiten hat. So-
weit schon einmal ein Hinweis: Ich möchte Ihnen nichts vorlesen, was
irgendwo anders steht, ich möchte Ihnen auch nicht einfach vorlesen,
was ich mir zuhause aufgeschrieben habe, sondern ich möchte versu-
chen, mehrere Gedanken mit Ihnen zu durchdenken, von denen ich
hoffe, daß sie ein gewisses Interesse finden werden. Wenn ich das frei
tue, so hat das vielleicht die Attraktivität des Spontanen, natürlich auch
die Gefahr der Ungenauigkeit, die man dann auch notfalls 'reparieren'
kann.
Der Titel dieser Vorlesung ist: "Bilder und Bildung im Zeichen
der Simulation". Man denkt da wahrscheinlich zunächst mehr an ein
Feuiliiton als an eine Vorlesung. Ich hoffe, Sie aber davon überzeugen
zu können, daß das nicht nur eine auf die Zeitung hingeschielte For-
mulierung ist, sondern, wenn man die Sache ernst nimmt, ein Zentral-
thema der Pädagogik. Da wir diese Vorlesung als gemeinsame Nach-
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