Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...
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10. Vorlesung<br />
Unterstellt man einmal, diese Diagnose <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des<br />
<strong>Bild</strong>-, Wahrheits- <strong>und</strong> Weltverhältnisses trifft zu - dann ist zu fragen:<br />
Wie ist das einzuschätzen? In <strong>der</strong> Beantwortung dieser Frage zeichnen<br />
sich zwei Gr<strong>und</strong>möglichkeiten ab. Erstens: Man kann sagen, <strong>der</strong><br />
Mensch geht völlig neuen Chancen seiner Selbstbehauptung <strong>und</strong> Welt-<br />
behauptung entgegen. Er ist frei <strong>und</strong> ungeb<strong>und</strong>en wie noch nie zuvor<br />
in <strong>der</strong> Möglichkeit, sich von sich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Welt 'ein <strong>Bild</strong> zu machen'.<br />
Seine Entfesselung vom Zwang zur Wahrheit <strong>und</strong> vom "Willen zum<br />
Wissen" (Foucault) gibt ihm eine bislang unbekannte Chance, 'Le-<br />
bens- <strong>und</strong> Weltkünstler 5 zu sein. Die an<strong>der</strong>e Möglichkeit <strong>der</strong> Einschät-<br />
zung würde sein: Man verrechnet die Tendenz zur verselbständigten<br />
S<strong>im</strong>ulation in Entfremdungsbegriffen <strong>und</strong> indiziert ein Ende <strong>der</strong><br />
Menschlichkeit des Menschen überhaupt in einem Vorgang radikalen<br />
Wirklichkeits- <strong>und</strong> Selbstverlusts.<br />
Die richtige (zutreffende) Einschätzung liegt wohl in <strong>der</strong> Mitte.<br />
Von hier aus wird man sich an die Tatsache erinnern müssen, daß <strong>der</strong><br />
Mensch <strong>der</strong> <strong>Bild</strong>er <strong>und</strong> Medien bedarf, wie auch <strong>im</strong>mer <strong>der</strong>en Verhält-<br />
nis zur Wahrheit <strong>und</strong> Welt sich gestalten vermag. Die erregendsten<br />
<strong>und</strong> scharfsinnigsten Zeitanalysen kommen an diesem anthropologi-<br />
schen Urbef<strong>und</strong> nicht vorbei. Der Mensch muß sich <strong>Bild</strong>er machen.<br />
Die Chance seines Daseins ist an sein Im-<strong>Bild</strong>-Sein geb<strong>und</strong>en. Die Re-<br />
duplikation <strong>der</strong> 'Welt an sich', was <strong>im</strong>mer diese geschichtlich bedeu-<br />
ten mag <strong>und</strong> mit welcher Wahrheit über \Vahrheit sie sich verbindet,<br />
ist eine conditio sine qua non <strong>der</strong> schieren Existenz. Erst in <strong>der</strong> bild-<br />
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