Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

ten und erbracht werden, weil wir eben nicht nur sehen, sondern etwas
als etwas sehen, etwas als etwas sehen können, weil wir unser Sehen in
mannigfachen Abschattungen - wissen. Wir wissen um unser Sehen,
und das Wissen ist nicht ein begriffliches Wissen. Dazu eine Nebenbe-
merkung: Wir haben immer viel zu eindeutige Begriffe für die Sach-
verhalte: wir sagen Wissen, wir sagen Bewußtsein. Die Psychoanalyse
hat uns mühsam beibringen müssen, daß sich das Bewußtsein minde-
stens abschattet in Vorbewußtes, Unbewußtes, Hellbewußtes - mit
dem Wissen ist es ganz ähnlich. Wir müssen immer daran denken,
wieviele Helligkeitsgrade von Wissen es gibt zwischen dem dunklen
Wissen, das man ahnendes Wissen nennen kann, und dem begriffli-
chen Wissen, dessen sich die Wissenschaft und die Philosophie bedie-
nen. Ich darf das als Anlaß nehmen, Sie vor allzu blauäugigen "Zutrau-
lichkeit" zu den Begriffen - selbst in meiner Disziplin, selbstverständ-
lich - zu warnen. Man sollte sich immer etwas dabei denken, wie wir
das hier versuchen.
Zurück zu unserem Thema: Weil wir etwas als etwas sehen und
vorbewußt wissen können, war es möglich, die natürlichen Gegeben-
heiten der Bildherstellung und Bildherausstellung immer weiter zu dif-
ferenzieren. Was ist mit Differenzierung gemeint? Damit ist gemeint,
daß gleichsam aus dem Kiesel, mit dem die Steinzeitmenschen in ihre
Höhlen ritzten, der Pinsel wurde, daß aus der Steintafel die Leinwand
wurde, daß aus den natürlichen Farben die künstlichen Mischungen
entstanden, die vorgegebenen Flächen durch ausschneidende Bildrah-
men ersetzt wurden - alles das ist nur möglich, wenn man nicht nur
starrt, sondern wenn man sieht und sieht, daß man sieht. Nur weil wir
etwas als etwas sehen können, weil wir uns ein Bild von der Bildung
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