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Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

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Es findet in <strong>der</strong> Tat das statt, was man als eine radikale Umkeh-<br />

rung des Wahrheitsverständnisses <strong>und</strong> Umwertung <strong>der</strong> Werte bezeich-<br />

nen könnte. In dieser Situation wird das <strong>Bild</strong>, wird das S<strong>im</strong>ulakrum<br />

o<strong>der</strong> wird die S<strong>im</strong>ulation nicht mehr zum Medium <strong>der</strong> Wahrheit, son-<br />

<strong>der</strong>n zu ihrem Ursprung. Die S<strong>im</strong>ulation - so könnte man weiter for-<br />

mulieren - wird unter dieser Position, die eine gewisse Endposition<br />

darstellt, zur Praxis <strong>der</strong> Wahrheit, die Realität zum Abbild des <strong>Bild</strong>es<br />

<strong>und</strong> nicht mehr das <strong>Bild</strong> zum Abbild <strong>der</strong> Realität. Nun ist dieser Ge-<br />

danke uns nicht ein-, auf- <strong>und</strong> zugefallen, son<strong>der</strong>n er ist ein Gedanke,<br />

<strong>der</strong> vorgedacht worden ist durch keinen Geringeren als Friedrich<br />

Nietzsche. Friedrich Nietzsche läßt in seiner späten Schrift mit dem<br />

Titel: "Götzendämmerung" von 1888 die Entwicklung <strong>der</strong> wahren<br />

Welt in <strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> Differenz von Sein <strong>und</strong> Schein enden. Er<br />

nennt das die "St<strong>und</strong>e des hohen Mittags". Das ist die St<strong>und</strong>e ohne<br />

Schatten, die St<strong>und</strong>e, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Mensch, eigentlich nicht <strong>der</strong> alte<br />

Mensch, son<strong>der</strong>n das Kind, spielend <strong>im</strong> Schein die Welt neu aus sich<br />

erfindet. Sie merken: Schein, bei uns ein negativ besetztes Wort, ist<br />

hier überhaupt nicht negativ, son<strong>der</strong>n für Nietzsche ist <strong>der</strong> Schein die<br />

einzige Möglichkeit des Menschen, Wahrheit zu erzeugen. Der<br />

Mensch kommt nie, heißt es, über <strong>Bild</strong>er an die Welt heran, son<strong>der</strong>n<br />

alles, was er von <strong>der</strong> Welt weiß, ist Produkt seiner Einbildung. Die<br />

produktive Einbildung spielt be<strong>im</strong> frühen Nietzsche in <strong>der</strong> Schrift<br />

"Über Wahrheit <strong>und</strong> Lüge <strong>im</strong> außermoralischen Sinne" - <strong>und</strong> ich em-<br />

pfehle sie dringend - eine zentrale Rolle. Nietzsche vertritt hier die<br />

These, daß sowohl die Vernunft eine Weise <strong>der</strong> lebensnotwendigen<br />

Täuschung ist wie auch <strong>der</strong> ästhetische Schein - beides operiert <strong>im</strong><br />

Modus des Scheins <strong>und</strong> kann den Ansprach eines wirklichen Anblicks<br />

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