Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...
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mentar <strong>der</strong> <strong>Bild</strong>er zum Text, das ist das Problem. Schwindet er nicht in<br />
dem Maße, in dem die <strong>Bild</strong>er sich intensivieren, in dem die <strong>Bild</strong>er<br />
dichter werden, in dem die <strong>Bild</strong>er <strong>im</strong>mer stärker aufeinan<strong>der</strong> folgen?<br />
Für Pädagogen ist es ganz wichtig festzustellen: Es geht eine<br />
Faszination vom <strong>Bild</strong>schirm aus, die wir bei den Kin<strong>der</strong>n so gut be-<br />
obachten können. Das ist aber nicht dieselbe Faszination wie die, in<br />
<strong>der</strong> man sich die Ohren heiß <strong>und</strong> rot liest, sei es bei Karl May o<strong>der</strong> wo<br />
auch <strong>im</strong>mer. Hier muß man sich noch etwas vorstellen: Wie mag es<br />
wohl gewesen sein? Wie sieht es wohl dort aus, wo diese Szenen spie-<br />
len? Karl May hat sich das genauso zusammenphantasiert wie <strong>der</strong> Le-<br />
ser es sich gewissermaßen re-phantasieren muß. Das Problem ist, ob<br />
nicht die Faszination durch das <strong>Bild</strong> - vorsichtig ausgedrückt - auch<br />
den Effekt hat, daß die Produktivität <strong>der</strong> Phantasie <strong>im</strong>mer weiter zu-<br />
rückgedrängt wird, daß eine <strong>im</strong>mer stärkere Auslegung, eine <strong>im</strong>mer<br />
differenziertere Dichtschreibung einer szenischen Situation <strong>im</strong> <strong>Bild</strong><br />
dem Zuschauer den Einsatz <strong>der</strong> Phantasie, des Vergleichs abn<strong>im</strong>mt.<br />
Die Frage, auf die ich angespiele, lautet: Hat sich die bildmediale Welt<br />
nicht so verdichtet, daß sie gewissermaßen keine Spielräume zur Iden-<br />
tifikation mehr läßt, son<strong>der</strong>n die Identifikation fast auf den Status von<br />
Reizanwahlen bringt - <strong>der</strong> klassische Film zum klassischen Buch?<br />
Schließlich kann man sagen, daß es so etwas wie <strong>Bild</strong>transpa-<br />
renzen <strong>im</strong>mer weniger gibt <strong>und</strong> daß gewissermaßen diese Aufhebung<br />
<strong>der</strong> Transparenz <strong>der</strong> <strong>Bild</strong>er <strong>im</strong> Hinblick auf das, was sie zeigen, auch<br />
eine Erscheinung ist, die man zumindest kritisch betrachten kann, je-<br />
denfalls aus einer Generation <strong>und</strong> aus einer Tradition heraus, die sich<br />
als Lesetradition <strong>und</strong> Lesegeneration versteht.<br />
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