Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

ge nach der Wahrheit wäre im Grunde genommen genauso sinnlos,
weil unentscheidbar, wie die Frage nach Gott sinnlos, weil nicht ent-
scheidbar w r äre. Ein Wahrheitsverständnis gäbe es nicht mehr. Die
Unterscheidungen von wahr/unwahr und richtig/falsch können hier
nicht treffen, sie sind hinfällig. Man kann diesen Zustand vielleicht am
besten mit 'anything goes' bezeichnen. Das Medium, das auf der er-
sten Ebene unthematisch, auf der zweiten mitthematisch ist, wird hier
selbstthematisch. Es ist in diesem Fall das Entscheidende. Im Zusam-
menhang unserer Beobachtungslinie des Verhältnisses von Wahrheit
und Bild, die wir gezogen haben, könnte man sagen: Hier zeigt sich ei-
ne abnehmende Linie der Sicherheit dessen, was ein Bild zeigt. Am
gewissesten ist es im idealistisch-platonischen Typus, im zweiten pers-
pektiviert es sich und auf der letzten Ebene ist es eigentlich gar nicht
mehr auszumachen. Um diese Beobachtungslinie abzuschließen,
möchte ich, zwei philosophische Kunstwörter gebrauchend, die drei
Typen in ihrem Verhältnis von Sein und Schein anzeigen: Das ganze
platonisch-idealistische Weltbild beruht auf der Priorität des Seins, das
den Schein bestimmt. Auf der zweiten Ebene zeigt sich schon zwi-
schen Sein und Schein eine Wechselbeziehung, und auf der dritten be-
stimmt der Schein, d.h. das Medium, was Sein sein soll.
Soweit die idealtypische Rekonstruktion der Geschichte von
Wahrheit und Bild. Es ist zu überlegen, ob die dritte Stufe die Endsta-
tion ist, von Nietzsche signalisiert und von Baudrillard aufgenommen,
oder ob eine solche idealtypische Geschichte, wie sie hier steht, wiede-
rum eine Art der großen Erzählungen darstellt, die nach Lyotard schon
ihr Ende gefunden haben. Als Tatsache ist es erlaubt festzustellen, daß
82 -