Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...
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8. Vorlesung 27.5/1993<br />
Das Verhältnis von Welt, <strong>Bild</strong> <strong>und</strong> Wahrheit hat sich zur Debat-<br />
te gestellt - um es vorsichtig auszudrücken. Dahin sind offenbar die<br />
Zeiten, in denen man genau wußte, was ein <strong>Bild</strong> ist, weil man wußte,<br />
wovon es ein <strong>Bild</strong> ist - Platon war das noch genau bekannt -; vorbei<br />
sind anscheinend die Zeiten, in denen die Differenz von <strong>Bild</strong> <strong>und</strong> Welt<br />
we<strong>der</strong> zum Problem wurde noch in einer "Überrealität" dahinschmolz;<br />
verschw<strong>und</strong>en o<strong>der</strong> zumindest extrem gefährdet ist die Überzeugung,<br />
daß die Wahrheit <strong>der</strong> <strong>Bild</strong>er nicht in ihnen selbst liege, son<strong>der</strong>n von ih-<br />
nen nur "erborgt" sei (gleichsam als Leihgabe <strong>der</strong> echten, weil nicht si-<br />
mulierten Wirklichkeit). Gleichsam beneidenswert erscheint die plato-<br />
nische Welt- <strong>und</strong> Wahrheitsordnung, in <strong>der</strong> zumindest <strong>der</strong> Philoso-<br />
phenherrscher noch wußte, wie die Welt <strong>im</strong> ganzen aufgebaut ist <strong>und</strong><br />
wie die Wahrheit <strong>der</strong> <strong>Bild</strong>er in diesem Ganzen abzuschätzen sei: näm-<br />
lich als schwächstes <strong>und</strong> letztes Glied in einer Viererkette, die die un-<br />
wandelbaren ewigen Ideen mit den endlichen, wandelbaren Dingen<br />
verband, von denen die <strong>Bild</strong>er (die Schatten an <strong>der</strong> Höhlenwand) nur<br />
in Wahrheit unzuverlässige <strong>und</strong> <strong>im</strong> Feuerschein zitternde Reproduk-<br />
tionen waren. In <strong>der</strong> Rangordnung von Idee-Gegenstand-<strong>Bild</strong> konnten<br />
<strong>Bild</strong>er nur sehr unzuverlässige Botschafter sein <strong>und</strong> selbst keine Wahr-<br />
heit verbürgen. Wer aufs Endliche fixiert war <strong>und</strong> nichts als die Schat-<br />
tenbil<strong>der</strong> kannte, dem 'Gefangenen <strong>der</strong> Schatten 5 war <strong>im</strong> Sinne Platons<br />
nicht zu trauen. Gefesselt an seine Sinnlichkeit <strong>und</strong> dieser blind ver-<br />
trauend ahnte <strong>der</strong> platonische <strong>Bild</strong>gefangene nichts von dem ch<strong>im</strong>äri-<br />
schen Charakter dessen, was er für Wahrheit hielt. Er war ein '<strong>Bild</strong>be-<br />
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