Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

13. Vorlesung
Will man Baudrillards Symptomatologie des postindustriellen
Zeitalters der Simulation in einen bilanzierenden Begriff bringen, so
bietet sich der Begriff "exzessiver Selbstprogrammierung" an. Nun
wäre auch dieser Bilanzbegriff für die Situation, die Baudrillard zu
analysieren und zu beschreiben sucht, noch insofern unzureichend, als
zwischen einem 'Selbst' und einem 'Programm', in dem es sich for-
mulieren würde, gar nicht mehr zu unterscheiden wäre. Man wüßte
wohl die Selbstprogrammierung ohne eine ihr - wie auch immer - vor-
ausliegende Instanz denken, wollte man in die Nähe dessen kommen,
was Baudrillard als Zeitsignatur zu fassen und zu entfalten bemüht ist.
Zutreffender könnte es daher sein, im Bemühen Baudrillards Zeitana-
lyse auf den Begriff zu bringen, von einem verschränkten Prozeß der
'Selbstaufhebung' durch 'Selbstprogrammierung' zu sprechen, für den
es in der Tat eine Reihe von Indizien gibt, wie unter anderen jenes ver-
traute Indiz der Regulierungswut, die einer tiefsitzenden Angst vor
dem zu entspringen scheint, was man einmal 'die eigene Entschei-
dung' nannte. Diese eigene Entscheidung, gründend auf Urteilskraft
und Selbsterkenntnis, ist anscheinend nicht nur nicht mehr gefragt
(wenngleich jede sinnvolle Wahl aufforderung davon noch ausgeht);
sie, die eigene Entscheidung, bereitet offenbar auch vehemente Äng-
ste, gleichsam als Kehrseite ehemals nachdrücklich postulierter Auto-
nomie in "Einsamkeit und Freiheit", die Selbstverantwortlichkeit ein-
schließt. So kann man in der Tat zu dem Eindruck gelangen, daß das
Gehlensche Gesetz der Entlastung durch Institutionalisierung, der
Freisetzung neuer Energien durch "Hintergrundserfüllung" sogenann-
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