Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

15. Vorlesung 1.7.1993
Nachdem wir in der letzten Vorlesung Friedrich Nietzsches
Fragment "Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn" inter-
pretiert haben, wollen wir heute versuchen, Baudrillards These vom
"Zeitalter der Simulation" und von der "Metaphysik des Codes" von
einer anderen Perspektive aus einzuschätzen und Baudrillard von Geh-
lens Entlastungsbegriff her zu spiegeln.
Will man Baudrillards Symptomatologie des postindustriellen
Zeitalters der Simulation in einen bilanzierenden Begriff bringen, den
er selbst nicht formuliert hat, so bietet sich zunächst der Begriff der
"exzessiven Selbstprogrammierung" an. Nach unseren Überlegungen
zum Modell ist das evident. Nun wäre auch dieser Bilanzbegriff der
"exzessiven Selbstprogrammierung" für die Situation, die Baudrillard
zu analysieren und zu beschreiben sucht, noch insofern schwach, viel-
leicht sogar unzureichend, als zwischen einem 'Selbst' und einem
'Programm 9 , in dem dieses 'Selbst' sich formulieren würde, nach Bau-
drillard gar nicht mehr zu unterscheiden wäre. Man müßte wohl die
Selbstprogrammierung ohne eine ihr - wie auch immer - vorausliegen-
de Instanz denken, wollte man in die Nähe kommen dessen, was Bau-
drillard zu analysieren sucht. Man könnte folgendes sagen: Baudril-
lards Zeitsignatur zeigt so etwas wie einen verschränkten Prozeß der
Selbstaufhebung durch Selbstprogrammierung. Für diesen Prozeß gibt
es in der Tat eine Reihe von sehr evidenten Indizien. Zum Beispiel u.a.
jenes vertraute Indiz der Regulierungswut, die einer tiefsitzenden
Angst vor dem zu entspringen scheint, was man einmal 'die eigene
Entscheidung' nannte. Diese eigene Entscheidung, gründend auf Ur-
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