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Das Forschungszentrum Jülich - d-nb, Archivserver DEPOSIT.D-NB ...

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Frage, inwieweit die Dynamik längerfristiger ökologischer und klimatischer Prozesse im Lauf der<br />

Erdgeschichte Änderungen erfahren hat, welche möglicherweise für die Zukunft zu berücksichtigen<br />

sind.<br />

Sedimentgeochemie und Molekulare Ökologie<br />

Im Mittelpunkt der Arbeiten zur Sedimentgeochemie und molekularen Ökologie stehen „Geologische<br />

Archive“, d. h. Informationen aus Sedimenten und dem in ihnen enthaltenen organischen Material<br />

über Wechselbeziehungen aus der u<strong>nb</strong>elebten und belebten Geosphäre. Regionale und globale<br />

Ereignisse mit hohem Informationsgehalt, bei denen die Wechselwirkung geo- und biodynamischer<br />

Ereignisse besonders deutlich wird, sind beispielsweise Zeiten hoher Bioproduktivität wie Alge<strong>nb</strong>lüten,<br />

umfassende Änderungen in der Pflanzenwelt wie die „Landnahme der Pflanzen“, Aussterbeereignisse<br />

oder abrupte Ökosystemwechsel. Die Schlussfolgerungen aus dem Blick in die Vergangenheit werden<br />

korreliert mit rezenten Analogien zu verschiedenen Arten organischen Materials wie der Untersuchung<br />

von Holzarten oder Blattwachsen und deren Abbauprodukten. Diese Prozesse werden in<br />

Ökosystemen untersucht, in denen sowohl humide, aride als auch tropische Umweltbedingungen<br />

vorherrschen. Mehrere Forschungsvorhaben sind mit dem Internationalen Geologischen Korrelations-<br />

Programm (IGCP 499) “Devonian Land-Sea Interaction: Evolution of Ecosystems and Climate<br />

(DEVEC)” assoziiert.<br />

Im Fokus des Silur-Devon-Projektes steht die Bedeutung und die Ursache eines globalen<br />

Bioproduktivitäts-Ereignisses. Neue Ergebnisse an Sedimenten aus der Ukraine, der Nord- und Süd-<br />

Türkei, Polen, Marokko und den USA bestätigten einen weltweiten 2-5fachen<br />

Bioproduktivitätszuwachs sowohl in küstennahen Bereichen als auch in küstenfernen Tiefseegebieten.<br />

Diese Studie zur geo-/biodynamischen Evolution während des späten Silurs/frühen Devons basiert auf<br />

einem integrierten sedimentologischen and organisch-geochemischen Ansatz, wobei insbesondere<br />

die Untersuchung der stabilen Kohlenstoff-Isotope wichtige Erkenntnisse liefert.<br />

Die Sedimentationsprozesse im äußeren Schelfbereich fanden unter niedrig energetischen<br />

Bedingungen statt mit gelegentlichen stärkeren, durch Stürme ausgelösten Bodenströmungen. Relativ<br />

hohe Sedimentationsraten verhinderten die Aufwühlung des Bodens durch benthische Organismen<br />

und führten zu einer hervorragenden Erhaltung von Mikrofossilien von pflanzlichem und tierischem<br />

Plankton. <strong>Das</strong> Auftreten zahlreicher Algenfragmente dokumentiert einen Zeitabschnitt erhöhter<br />

Bioproduktivität. Im inneren Schelfbereich wurde der Meeresboden aufgrund eines sukzessiven<br />

Meeresspiegelrückganges immer häufiger von Stürmen beeinträchtigt. Die teilweise turbulenten<br />

Ablagerungsbedingungen verursachten einen Rückgang des Planktons, während gleichzeitig die<br />

benthische und bakterielle Aktivität innerhalb der Bodenzone zunahm. Dieser Trend setzte sich<br />

zumindest für das Benthos in der sturm- und gezeitendominierten Küstenzone fort. Entsprechend sind<br />

zwei Progradationszyklen von einer Zeit der Nichtsedimentation unterbrochen, was zu einer<br />

Sequenzgrenze führte. Diese Grenze trennt die Ablagerungen des oberen Silurs von denen des<br />

unteren Devons. Der Wechsel von einem siliciklastischen im oberen Silur zu einem gemischten<br />

karbonatisch-siliziklastischen Milieu im unteren Devon demonstriert den Wechsel der Sedimentprovinz<br />

aufgrund von Meeresspiegelschwankungen und der darauf einsetzenden häufigen Stürme. Dies<br />

dokumentiert sich insgesamt anhand von sechs spezifischen, autozyklischen Korngrößensequenzen<br />

im Bereich von Zyklizitäten 6. Ordnung (100 – 10 000 Jahre). Im Gegensatz zu der Plankto<strong>nb</strong>lüte an<br />

der Silur-Devon Grenze, wurde an der Frasnium/Famennium-Grenze (Ober-Devon) in einem<br />

integrierten Ansatz die geo-/biodynamische Signifikanz eines weltweiten Aussterbeereignisses<br />

erforscht. In unseren Untersuchungen ist dieser sog. Phytoplankton-Blackout in sedimentären<br />

Sequenzen von fünf verschiedenen Lokalitäten dokumentiert (in Deutschland im Rheinischen<br />

Schiefergebirge und in Meckle<strong>nb</strong>urg-Vorpommern, und in den USA im Michigan- und Appalachen-<br />

Becken).<br />

Sowohl organisch-wandige Mikrofossilien (figuriertes organisches Material) als auch Lipide<br />

(unfiguriertes, lösliches organisches Material) und makromolekulare Strukturen wurden analysiert und<br />

verglichen. Dabei konnte gezeigt werden, dass die als charakteristische globale Markierer bekannten<br />

oberen und unteren Kellwasser-Horizonte in Bezug auf das in ihnen enthaltene organische Material<br />

und die Ablagerungsbedingungen sich nur wenig unterscheiden, dass aber in der dazwischen<br />

liegenden Zeitspanne Bakterien eine dominierende Rolle spielten.<br />

Schnelle Änderungen der Umweltbedingungen, die sich in den entsprechenden Sedimentschichten<br />

ausprägen, wurden an zwei neogenen Sedimentbecken in NW-Anatolien (MioEcoChange-Projekt)<br />

und am Messeler Ölschiefer, dessen Vorkommen bei Darmstadt wegen seines Fossilreichtums zum<br />

UNESCO-Welterbe gehört, untersucht. Im MioEcoChange-Projekt standen Wechsellagerungen von<br />

vorwiegend durch terrestrisches Planzenmaterial bzw. durch Algen- und Bakterienwachstum<br />

gekennzeichnetes organisches Material im Vordergrund. Eigenschaften und Ursprung besonders<br />

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