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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannte gekommen. Das spricht für e<strong>in</strong>e Stärkung lokaler sozialer<br />

Netze. Es muss sich herumsprechen, das etwas passiert <strong>und</strong> wo was los ist. Auch<br />

s<strong>in</strong>d effektivere Schul- <strong>und</strong> Bildungskonzepte notwendig, da die Zahl <strong>der</strong><br />

ehrenamtlich Engagierten mit dem Bildungsstand steigt. Dabei hat sich e<strong>in</strong>e<br />

deutliche Bildungsungleichheit zwischen Deutschen <strong>und</strong> Auslän<strong>der</strong>n gezeigt, da<br />

letztere e<strong>in</strong>en höheren Anteil an den niedrigen Bildungsabschlüssen besitzen. E<strong>in</strong><br />

hoher Anteil ausländischer Schüler besitzt ger<strong>in</strong>ge Deutschkenntnisse, was die<br />

För<strong>der</strong>ung von mehr Möglichkeiten zum Sprachunterricht notwendig macht, zum<br />

Beispiel <strong>in</strong> Vorschulklassen mit spezieller Sprachför<strong>der</strong>ung. Für <strong>der</strong>en Eltern bzw.<br />

alle ausländischen Bewohner müssen zusätzliche Volkshochschulkurse angeboten<br />

werden. Eltern müssen allgeme<strong>in</strong> mehr e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en werden, denn die Schule kann<br />

<strong>der</strong> „Kiezmotor“ se<strong>in</strong>. Der kulturelle Austausch zwischen den Nationalitäten ist<br />

unabd<strong>in</strong>gbar. Bei den Bewohnern muss die Neugier geweckt werden, an<strong>der</strong>e, das<br />

heißt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung ansässige, Kulturen kennen zu lernen. Zum<br />

e<strong>in</strong>en kann das über e<strong>in</strong> Kiezfest <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit offenen Türen bei Vere<strong>in</strong>en,<br />

Initiativen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Schulen, geme<strong>in</strong>same Nutzung von Räumlichkeiten o<strong>der</strong><br />

geme<strong>in</strong>same kulturelle Veranstaltungen geschehen. An<strong>der</strong>erseits ist es ebenso<br />

notwendig, das politische Engagement aller Bewohner zu för<strong>der</strong>n. Sie müssen<br />

lernen, ihre Interessen zu artikulieren, was zu e<strong>in</strong>er effektiveren Zusammenarbeit<br />

mit den Lokalpolitikern führt.<br />

Das bestehende Engagementpotential <strong>in</strong> den befragten Gebieten ist höher als<br />

zunächst erwartet <strong>und</strong> durchaus positiv; gerade auch bei denen, die relativ viel Zeit<br />

im Kiez verbr<strong>in</strong>gen, wie Arbeitslose, Hausfrauen /-männer <strong>und</strong> RenterInnen. Dabei<br />

wird die Engagementbereitschaft durch Informationen, wie die Kenntnis von<br />

Vere<strong>in</strong>en im Kiez, lokale soziale Netze <strong>und</strong> den Glauben an die Wirksamkeit von<br />

Bürger<strong>in</strong>itiativen positiv bee<strong>in</strong>flusst. Häufige Engagementbarrieren s<strong>in</strong>d das Alter<br />

<strong>und</strong> <strong>und</strong>ifferenzierte Angebote. Es müssen also mehr altersgerechte <strong>und</strong> auf die<br />

jeweilige Gruppe zugeschnittene Angebote geschaffen werden, die konkret<br />

formuliert s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die Bewohner direkt betreffen.<br />

Vergleicht man die beiden Kieze h<strong>in</strong>sichtlich Erwerbstätigkeit <strong>und</strong> Engagement, so<br />

fällt auf, dass im Sprengelkiez/ Sparrplatz nur wenige Arbeitslose ehrenamtlich<br />

tätig s<strong>in</strong>d. Der Anteil <strong>der</strong> Bewohner mit niedrigen Bildungsabschlüssen ist<br />

bedeutend ger<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>jenigen mit e<strong>in</strong>em hohen Bildungsabschluss<br />

größer als im Sold<strong>in</strong>er Kiez. Es überrascht deshalb etwas, dass die Bewohner im<br />

Sprengelkiez/ Sparrplatz dennoch generell eher unentschlossen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

relatives Des<strong>in</strong>teresse bezüglich ihres Kiezes zu zeigen sche<strong>in</strong>en. Es sche<strong>in</strong>t<br />

allgeme<strong>in</strong> weniger Möglichkeiten zu geben, se<strong>in</strong>e Freizeit s<strong>in</strong>nvoll zu verbr<strong>in</strong>gen,<br />

so gibt es beispielsweise weniger kulturelle Angebote. Der Kiez besitzt ke<strong>in</strong><br />

erkennbares Zentrum, <strong>in</strong> dem sich die Bewohner aufhalten können. Daneben<br />

kommt die städtebauliche Abschottung <strong>und</strong> Randlage des Quartiers zur Geltung.<br />

Das frühere lebendige „Proletarierviertel“ hat sich heute, laut Aussage e<strong>in</strong>iger<br />

älterer Anwohner, zu e<strong>in</strong>em eher gesetzteren Wohnquartier gewandelt.<br />

Im Gegensatz dazu ist die Atmosphäre im Sold<strong>in</strong>er Kiez lebendiger. Es gibt<br />

vielfältigere kulturelle Angebote (Fabrik an <strong>der</strong> Osloer Straße, Glaskasten, Sold<strong>in</strong>er<br />

Treff, VNP...) - aber auch mehr Gewalt <strong>und</strong> Krim<strong>in</strong>alität. Als beson<strong>der</strong>s schlecht<br />

wird die Gegend für K<strong>in</strong><strong>der</strong> angesehen. Der Anteil <strong>der</strong>jenigen, die sich unwohl<br />

fühlen ist hier, im Vergleich zum Sprengelkiez, größer, gerade auch bei <strong>der</strong><br />

ausländischen Bevölkerung. Trotzdem ist das Engagementpotential <strong>der</strong><br />

ausländischen Bevölkerung beson<strong>der</strong>s hoch.<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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