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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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5.4 Die Wedd<strong>in</strong>ger Bewohner: Große Engagementbereitschaft<br />

nutzen! „Schläfer“ mobilisieren!<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> Bewohner muss eigentlich nicht „aktiviert“ werden. Sie s<strong>in</strong>d<br />

bereits auf ihre Art <strong>und</strong> Weise irgendwie aktiv o<strong>der</strong> haben Ideen, die sich aber aus<br />

ihrer Sicht aus unterschiedlichsten Gründen nicht umsetzen lassen. Was manchen<br />

überraschen mag, immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> Befragten engagiert sich bereits heute<br />

ehrenamtlich. Der Anteil liegt für Berl<strong>in</strong>er Verhältnisse knapp über dem<br />

Durchschnitt von 24%. Etwa die Hälfte <strong>der</strong> freiwillig Engagierten ist unmittelbar<br />

im Kiez tätig. Dabei signalisieren im Sold<strong>in</strong>er Kiez fast 40% <strong>der</strong> Bewohnerschaft<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges Interesse an e<strong>in</strong>er ehrenamtlichen Tätigkeit, im Sprengelkiez s<strong>in</strong>d<br />

es 35,1%. Für viele <strong>der</strong> Bewohner, die zu e<strong>in</strong>em freiwilligen Engagement bereit<br />

wären, aber trotzdem nichts tun, fehlt e<strong>in</strong>e unverb<strong>in</strong>dliche Anlaufstelle <strong>und</strong> generell<br />

e<strong>in</strong> zielgruppenspezifisches Angebot (z.B. Tätigkeiten mit organisierter<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung, E<strong>in</strong>malangebote ohne langfristige Verpflichtungen, Engagements<br />

mit mehr Flexibilität). Darüber h<strong>in</strong>aus ließen sich viele Bewohner durch direkte<br />

Ansprache mobilisieren, wie bei Befragungen immer wie<strong>der</strong> deutlich wird – nur<br />

dazu müssten die entsprechende Akteure (etwa die Quartiersmanager) den<br />

„Häuserkampf aufnehmen“, wie e<strong>in</strong> Interviewpartner feststellte, also direkter auf<br />

die Leute zugehen. Für diesen Zugangsweg spricht auch, dass – wie die<br />

Untersuchung gezeigt hat - e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Befragten durch Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannte<br />

zu ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit kommen. Hier fungiert also <strong>der</strong> Bürger selbst als<br />

„Multiplikator“. Meist gibt es <strong>in</strong> den Kiezen „Schlüsselpersonen“, die die<br />

Aktivitäten vor Ort entscheidend prägen, da sie e<strong>in</strong>erseits gut <strong>in</strong> die lokalen<br />

Netzwerke e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits über großes <strong>in</strong>ternes Wissen<br />

verfügen. Jedoch s<strong>in</strong>d diese „Kiez-Heroes“ oft überlastet <strong>und</strong> mit ihrem<br />

Ausscheiden gehen oft ganze Netzwerke verloren. Diese Personen zu f<strong>in</strong>den, für<br />

das Quartier zu <strong>in</strong>strumentalisieren (ohne sie zu überfor<strong>der</strong>n) <strong>und</strong> ihre<br />

Beziehungsstruktur auf e<strong>in</strong>e breitere Basis zu stellen, kann ebenfalls e<strong>in</strong>e<br />

erfolgversprechende <strong>und</strong> effiziente Mobilisierungsstrategie se<strong>in</strong>.<br />

Immer wie<strong>der</strong> diskutiert wird auch die Option, ehrenamtliche Leistungen mehr als<br />

bisher öffentlich anzuerkennen, d.h. das Ehrenamt aus dem Verborgenen zu holen.<br />

Dies hätte nicht nur e<strong>in</strong>en motivierenden Effekt für freiwillig Engagierte, son<strong>der</strong>n<br />

auch e<strong>in</strong>en aktivierenden Effekt für „Schläfer“.<br />

5.5 Nichtdeutsche stärker <strong>in</strong>tegrieren!<br />

Gerade die nicht-deutschen Bewohner müssen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fehlenden allgeme<strong>in</strong>en<br />

Integration über Schlüsselpersonen direkt angesprochen werden. Als beson<strong>der</strong>s<br />

engagiert zeigt sich die ausländische Bevölkerung im Sold<strong>in</strong>er Kiez. 28% aller<br />

Nichtdeutschen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Freizeit ehrenamtlich aktiv. Das kann auf den<br />

beson<strong>der</strong>en Problemdruck für diese Bevölkerungsgruppe, wie auch auf die<br />

<strong>in</strong>tensiveren Beziehungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> ethnischen Geme<strong>in</strong>de zurückgeführt<br />

werden. Allgeme<strong>in</strong> beklagt werden jedoch die rudimentären <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Beziehungen, sowohl im Alltag als auch auf Vere<strong>in</strong>sebene. Multi-Kulti funktioniert<br />

<strong>in</strong> Kreuzberg offenbar – trotz aller Probleme, die auch hier auftreten - besser.<br />

Mangelnde Sprachkenntnisse sowie die Unkenntnis über das Funktionieren <strong>der</strong><br />

Verwaltungsstrukturen werden von Seiten <strong>der</strong> Bewohnerschaft, <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

des QM als Hemmfaktoren für die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> nicht-deutschen Bevölkerung<br />

angegeben.<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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