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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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Def<strong>in</strong>ition von <strong>Sozialkapital</strong><br />

Wichtig für PUTNAM ist die Entstehung von Kooperation auf <strong>der</strong> kollektiven<br />

Ebene, die er als <strong>Sozialkapital</strong> sieht <strong>und</strong> folgernd beschreibt: „By `social capital´ I<br />

mean features of social life – networks, norms and trust – that enable participants<br />

to act together more effectively to pursue shared objectives […] social capital, <strong>in</strong><br />

short, refers to social connections and the attendant norms and trust“ (PUTNAM<br />

1995, zit. bei HAUG 1997: 5). So s<strong>in</strong>d es Vertrauen, Normen <strong>und</strong> die sozialen<br />

Netzwerke, die <strong>in</strong> Anlehnung an Coleman essentielle Elemente von <strong>Sozialkapital</strong><br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Die Entstehung von kollektivem Vertrauen sieht er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den<br />

Normen <strong>der</strong> Gegenseitigkeit (Reziprozität) <strong>und</strong> Netzwerken zivilen Engagements<br />

(PUTNAM 1993: 171). Für ihn gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft Handlungserwartungen,<br />

die durch Normen bee<strong>in</strong>flusst o<strong>der</strong> vorgegeben werden. In se<strong>in</strong>er Argumentation<br />

gibt es direkte Parallelen zu COLEMAN. So werden die Gefahren <strong>der</strong><br />

Enttäuschung bzw. des Risikos <strong>der</strong> Nichterfüllung dieser Erwartungen durch<br />

strenge Normen <strong>der</strong> Gegenseitigkeit <strong>und</strong> dichter Netzwerke gem<strong>in</strong><strong>der</strong>t <strong>und</strong><br />

Kooperationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge vorteilhaft (PUTNAM 1993: 171). Auch sieht er e<strong>in</strong>e<br />

Wechselbeziehung zwischen Kooperationen <strong>und</strong> Vertrauen, die sich gegenseitig<br />

verstärken. In se<strong>in</strong>er These führt e<strong>in</strong> hohes Niveau an Vertrauen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>schaft zu e<strong>in</strong>em qualitativen wie quantitativen Gew<strong>in</strong>n an Kooperationen.<br />

Kooperationen selbst erzeugen wie<strong>der</strong>um Vertrauen (PUTNAM 1993: 170-171).<br />

Normen <strong>der</strong> Reziprozität<br />

Die Entstehung <strong>der</strong> Normen <strong>der</strong> Gegenseitigkeit beruhen auf ihrer<br />

Transaktionskosten senkenden Wirkung. Dabei unterscheidet er zwei Formen des<br />

Austauschs: den spezifizierten Tausch (<strong>der</strong> simultane Austausch von Sachen<br />

gleichen Werts) <strong>und</strong> den generalisierten Austausch, <strong>der</strong> nicht gleichzeitig erfolgt.<br />

Auch hier wird e<strong>in</strong> direkter Bezug zu COLEMAN hergestellt. E<strong>in</strong>e geleistete<br />

Unterstützung wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft nach dem „Wie du mir, so ich dir“ - Pr<strong>in</strong>zip<br />

zurückgezahlt. Im generalisierten Austausch sieht er e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s<br />

hochproduktive Komponente sozialen Kapitals (PUTNAM 1993: 173). Der Tausch<br />

kann zu e<strong>in</strong>er Kollektivierung humaner Ressourcen führen.<br />

Die Beachtung <strong>der</strong> Normen <strong>der</strong> Gegenseitigkeit <strong>in</strong>duziert Rückkopplungsprozesse<br />

<strong>und</strong> verstärkt o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>t wie bei COLEMAN Austauschbeziehungen. E<strong>in</strong>e<br />

verstärkte Beachtung dieser Norm wird durch e<strong>in</strong> dichtes soziales Netzwerk<br />

erreicht o<strong>der</strong> bestätigt, denn „Social networks allow trust to become transitive and<br />

spread: I trust you, because I trust her and she assures me that she trust you“<br />

(PUTNAM 1993: 175). So erklärt sich für PUTNAM auch die Intensivierung von<br />

Vertrauen <strong>und</strong> sozialer Kontrolle.<br />

Netzwerke zivilen Engagements<br />

Netzwerke zivilen Engagements s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e essentielle Form von sozialem Kapital<br />

(PUTNAM 1993: 173). Je dichter diese Netzwerke <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft s<strong>in</strong>d, desto<br />

größer ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass die E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong> werden,<br />

zum gegenseitigen Nutzen zu kooperieren. Als Gründe hierfür gibt PUTNAM<br />

unter an<strong>der</strong>em an: „Netzwerke zivilen Engagements erhöhen die potentiellen<br />

Kosten <strong>der</strong> Defektion [hier: des sich Ausgrenzens], [...] för<strong>der</strong>n die Normen <strong>der</strong><br />

Reziprozität, [...] erleichtern die Kommunikation <strong>und</strong> erhöhen den<br />

Informationsfluss über die Vertrauenswürdigkeit von Individuen, [...] verkörpern<br />

die Erfolge früherer Kooperationsakte, welche als kulturelle Muster für späteres<br />

Handeln dienen können“ (PUTNAM 1993: 173f.). Die drei Charakteristika von<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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