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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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4.4 <strong>Sozialkapital</strong>: Sozialstrukturelle Ressourcen im<br />

Sold<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Sprengel- Kiez<br />

Dass <strong>Sozialkapital</strong> (SK) Eigenschaften <strong>und</strong> Potenziale besitzt, die im S<strong>in</strong>ne unseres<br />

Projektes stabilisierend o<strong>der</strong> positiv auf die Entwicklung von Stadtteilen wirken<br />

können, stellt e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Aussagen des SK- Konzeptes dar. Das folgende<br />

Kapitel bietet beson<strong>der</strong>e Betrachtungsmöglichkeiten auf Umfang <strong>und</strong> Qualität des<br />

Umgangs <strong>der</strong> Bewohner mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, die <strong>in</strong> beiden Kiezen empirisch untersucht<br />

wurden. Die zentrale These lautet: <strong>Sozialkapital</strong> trägt zur Stabilität <strong>und</strong> zur<br />

Entwicklung von Stadtvierteln bei. Das kiezwirksame <strong>Sozialkapital</strong> ist umso größer<br />

<strong>und</strong> qualitätsvoller, je umfangreicher <strong>und</strong> vielseitiger die Netzwerke im Kiez s<strong>in</strong>d.<br />

Die Qualität <strong>der</strong> Netzwerke wird durch die E<strong>in</strong>haltung sozialer Normen <strong>und</strong> durch<br />

e<strong>in</strong> vertrauensvolles Wohnumfeld begünstigt.<br />

In erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong>teressiert uns, <strong>in</strong>wieweit <strong>Sozialkapital</strong> <strong>in</strong> den beiden untersuchten<br />

Kiezen zu f<strong>in</strong>den ist <strong>und</strong> welche Qualität es besitzt. Da sich <strong>Sozialkapital</strong> nicht<br />

direkt messen lässt, erfolgt se<strong>in</strong>e Bestimmung über bestimmte “Elemente” o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>direkte Indikatoren. Gr<strong>und</strong>legende Bed<strong>in</strong>gungen für die Entstehung von<br />

<strong>Sozialkapital</strong> ist e<strong>in</strong>e Atmosphäre des Vertrauens <strong>und</strong> die Existenz <strong>und</strong> E<strong>in</strong>haltung<br />

bestimmter fruchtbarer Normen <strong>in</strong>nerhalb von sozialen Beziehungen <strong>und</strong><br />

Netzwerken.<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Abschnitt bewerten wir gr<strong>und</strong>legende Entstehungsbed<strong>in</strong>gungen für<br />

<strong>Sozialkapital</strong>: Vertrauen, Soziale Normen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Ausprägung im Kiez. Der<br />

zweite Teil beschäftigt sich anschließend speziell mit Qualität <strong>und</strong> Quantität<br />

verschiedenster sozialer Netzwerke, die auf Stadtteilebene zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

Alena Bleicher<br />

Lars Claussen<br />

Carsten Foertsch<br />

Johannes Junius<br />

Annette Kunz<br />

4.4.1 Intensität von Vertrauen <strong>und</strong> sozialen Normen<br />

In diesem Abschnitt werden ausgewählte soziale Normen <strong>in</strong> ihrer Ausprägung bei<br />

den Kiezbewohnern überprüft. Bestimmte Normen s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Bildung von<br />

<strong>Sozialkapital</strong> wichtig, da sie fruchtbare Handlungen begünstigen können. Gleiches<br />

gilt für die Existenz e<strong>in</strong>er vertrauensvollen Atmosphäre, <strong>in</strong> dem die Netzwerke<br />

agieren. Im Extremfall verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t fehlendes Vertrauen die Bildung von<br />

Netzwerken <strong>und</strong> sozialen Beziehungen o<strong>der</strong> zerstört diese. Nach PUTNAM besteht<br />

e<strong>in</strong> direktes Verhältnis zwischen dem Grad des Vertrauens <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

Geme<strong>in</strong>schaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Kooperationen. Je größer das<br />

Vertrauen, desto mehr Kooperationen werden möglich. Durch die Kooperationen<br />

wird wie<strong>der</strong>um Vertrauen gefestigt. Für PUTNAM <strong>und</strong> COLEMAN ist auch die<br />

Norm <strong>der</strong> Reziprozität essentieller Bestandteil zur Entwicklung von <strong>Sozialkapital</strong>.<br />

Die Existenz <strong>der</strong> "Wie du mir, so ich dir" - Norm erleichtert Kooperationen, weil<br />

sie e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>vertrauen zu möglichen Kooperationspartnern herstellen kann.<br />

Die durchgeführte empirische Studie deckt diese zu untersuchenden<br />

Zusammenhänge mit mehreren Fragestellungen ab. Sie werden im Folgenden,<br />

ausgehend von den eben zusammengefassten theoretischen Ansätzen, <strong>in</strong> drei<br />

Themenbereichen dargestellt. Neben möglichen Unterschieden zwischen den<br />

beiden Kiezen werden die Fragestellungen auch <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />

Altersklasse, <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nationalität untersucht.<br />

Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong><br />

Geographisches Institut<br />

Arbeitsberichte<br />

Nr. 87 (2003)

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