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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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freiwilligen Tätigkeit. Entwe<strong>der</strong> ist dafür ke<strong>in</strong>e Zeit übrig o<strong>der</strong> die Prioritäten<br />

werden woan<strong>der</strong>s, z. B. bei <strong>der</strong> beruflichen Karriere, gesetzt 2 .<br />

Zusätzlich zu diesen eher allgeme<strong>in</strong>en Hemmnissen wirken diejenigen, die speziell<br />

mit <strong>der</strong> Lebenssituation <strong>und</strong> dem Wohnumfeld verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die e<strong>in</strong><br />

Engagement im <strong>und</strong> für den Kiez <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Bewohner verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Beispielsweise<br />

kann e<strong>in</strong>e fehlende Identifikation mit <strong>der</strong> Umgebung ausschlaggebend dafür se<strong>in</strong>,<br />

dass Menschen e<strong>in</strong> unzureichendes Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> <strong>und</strong> -gefühl für<br />

den Kiez entwickeln <strong>und</strong> somit wenig geneigt s<strong>in</strong>d, sich freiwillig zu engagieren.<br />

Diese Tendenz wird gerade <strong>in</strong> den sogenannten benachteiligten Quartieren häufig<br />

noch durch die soziale Benachteiligung <strong>der</strong> Bewohner, die sich <strong>in</strong><br />

überdurchschnittlich hoher Arbeitslosigkeit, schlechterer (Aus-)Bildung <strong>und</strong><br />

überwiegend niedrigen E<strong>in</strong>kommen manifestiert, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e zunehmende<br />

Stigmatisierung verstärkt. Daraus ableitend, muss, h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Nutzung des<br />

freiwilligen Engagements als endogenes Entwicklungspotential im Quartier,<br />

zum<strong>in</strong>dest zwei Fragestellungen gefolgt werden: Wie lassen sich die allgeme<strong>in</strong>en<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen verbessern <strong>und</strong> welche Maßnahmen sollten konkret auf<br />

lokaler Ebene durchgeführt werden, um Hemmnisse abzubauen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

das Engagement zu för<strong>der</strong>n?<br />

3.2.4.2 Engagementför<strong>der</strong>ung<br />

Wie bereits erwähnt, muss die För<strong>der</strong>ung von Engagement auf zwei Wegen<br />

erfolgen: zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>direkt, im Abbau <strong>der</strong> bestehenden Hemmnisse, <strong>und</strong> zum<br />

an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> direkten För<strong>der</strong>ung. Diese 'Doppelstrategie'muss sich zudem auf<br />

alle Ebenen <strong>und</strong> Bereiche erstrecken. Als die wesentlichen For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong><br />

Erfolgsgaranten bezüglich <strong>der</strong> Engagementför<strong>der</strong>ung benennt KLAGES - neben<br />

<strong>der</strong> Verankerung des freiwilligen Engagements <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bürgerrolle <strong>und</strong> dessen<br />

Selbstverständlichkeit durch die "Stimulierung" dieses Leitbildes - drei<br />

gr<strong>und</strong>legende Maßnahmen (1998: 38):<br />

1. Es muss e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>formationshaltige Öffentlichkeitsarbeit für das bürgerliche<br />

Engagement stattf<strong>in</strong>den, die sowohl e<strong>in</strong> breites Motivationsspektrum unter<br />

E<strong>in</strong>beziehung von Selbstentfaltungs<strong>in</strong>teressen anspricht, als auch<br />

Hemmschwellen aufgr<strong>und</strong> von Wissensdefiziten abbaut.<br />

2. Notwendig s<strong>in</strong>d Kontakt- <strong>und</strong> Beratungsangebote sowie <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>er<br />

"engagementför<strong>der</strong>nden Infrastruktur" (<strong>in</strong> Form von Freiwilligenagenturen <strong>und</strong><br />

-börsen).<br />

3. Freiwilliges Engagement muss attraktiver <strong>und</strong> motivieren<strong>der</strong> gestaltet werden,<br />

<strong>in</strong> dem zum e<strong>in</strong>en die Handlungsspielräume für Engagement erweitert werden<br />

<strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en die Gleichrangigkeit von freiwilliger <strong>und</strong> hauptamtlicher<br />

Tätigkeit anerkannt <strong>und</strong> durch Weiterbildungsangebote gesichert wird.<br />

Doch wie kann <strong>der</strong> Staat konkret die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen verbessern, welchen<br />

E<strong>in</strong>fluss hat die Öffentlichkeit, was können Organisationen selbst tun <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt: Welche konkreten Maßnahmen können vor Ort ergriffen werden, um diese<br />

große "schlafende" Ressource entsprechend nutzen zu können?<br />

Die wichtigsten staatlichen För<strong>der</strong>möglichkeiten liegen im steuerlichen Bereich, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> steuerlichen Absetzbarkeit von Unkosten <strong>und</strong> <strong>der</strong> steuerlichen Freistellung von<br />

Aufwandsentschädigungen. Mit e<strong>in</strong>er Anerkennung von Zeiten ehrenamtlicher<br />

Tätigkeit für die Rentenversicherung, als berufliches Praktikum o<strong>der</strong><br />

2<br />

An dieser Stelle sei jedoch nochmals darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Erwerbstätigen, die sich<br />

freiwillig engagieren, deutlich höher ist als <strong>der</strong> <strong>der</strong> Erwerbslosen.<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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