06.11.2013 Aufrufe

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

22<br />

3.2.2 Freiwilliges Engagement <strong>in</strong> Deutschland heute<br />

Das folgende Kapitel beschreibt das freiwillige Engagement <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

jüngsten Vergangenheit bis heute.<br />

3.2.2.1 Def<strong>in</strong>ition<br />

Das freiwillige Engagement ist <strong>in</strong> den letzten Jahren zunehmend <strong>in</strong>s Blickfeld <strong>der</strong><br />

deutschen Öffentlichkeit geraten. Dabei wurde es oft mit den unterschiedlichsten<br />

Begrifflichkeiten unterlegt, so dass es sich als schwierig herausstellte,<br />

aussagekräftige Untersuchungen anzustellen. Im Allgeme<strong>in</strong>en ist zu sagen, dass es<br />

sich hierbei um e<strong>in</strong> ausgesprochen weites Feld handelt, <strong>in</strong> dessen Rahmen es viele<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Beteiligung gibt. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Unterscheidung muss man<br />

trennen zwischen <strong>der</strong> sogenannten Freiwilligenarbeit, dem <strong>Bürgerengagement</strong>, dem<br />

Ehrenamt, den Selbsthilfegruppen <strong>und</strong> den selbst organisierten Initiativen <strong>und</strong><br />

Projekten. Während es sich beim <strong>Bürgerengagement</strong> um soziale <strong>und</strong> politische<br />

Tätigkeiten im Allgeme<strong>in</strong>en handelt, wird e<strong>in</strong> Ehrenamt dann als solches<br />

bezeichnet, wenn tatsächlich e<strong>in</strong> Amt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Funktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gesellschaftlichen<br />

Organisation bzw. Institution ausgeübt wird. Weiterh<strong>in</strong> kann gesagt werden, dass<br />

e<strong>in</strong> Bürger dann als freiwillig engagiert gilt, wenn er Aufgaben <strong>und</strong> Tätigkeiten<br />

außerhalb se<strong>in</strong>er beruflichen Arbeit <strong>und</strong> se<strong>in</strong>es privaten, familiären Bereiches zum<br />

Wohl <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit vollbr<strong>in</strong>gt.<br />

3.2.2.2 Gesellschaftliche Bedeutung<br />

Welche gesellschaftliche Bedeutung kommt dem freiwilligen Engagement<br />

tatsächlich zu? Unumstritten ist die Beteiligung, als „e<strong>in</strong>e unverzichtbare<br />

Voraussetzung für gelebte Demokratie <strong>und</strong> humanes Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>“ (VON<br />

ROSENBLADT 2000) zu sehen. Kritischer muss betrachtet werden, dass<br />

ehrenamtlich ausgeführte Tätigkeiten durchaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Beitrag zur Bewältigung <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzkrise öffentlicher Haushalte zu leisten, erst<br />

recht wenn perspektivisch betrachtet von e<strong>in</strong>er Rückverlagerung staatlicher<br />

Aufgaben an die Gesellschaft, aus <strong>der</strong> sie <strong>in</strong> Vergangenheit herausgelöst worden<br />

s<strong>in</strong>d, die Rede ist, beispielsweise wenn es um die Pflege öffentlicher Grünanlagen<br />

o<strong>der</strong> das ehrenamtliche Betreiben von Schwimmbä<strong>der</strong>n auf Vere<strong>in</strong>sbasis geht. Eng<br />

damit verb<strong>und</strong>en ist die Tatsache, dass e<strong>in</strong>e tiefer liegende Leistungsgrenze<br />

sozialstaatlicher Dase<strong>in</strong>svorsorge <strong>in</strong> den vergangenen Jahren vielfach durch<br />

Selbsthilfe <strong>der</strong> Betroffenen kompensiert werden musste. Nicht zuletzt ist die<br />

Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Würdigung des freiwilligen Engagements von staatlicher<br />

Seite auch deshalb gestiegen, weil erkannt wurde, dass die Krise im Verhältnis<br />

zwischen Staat <strong>und</strong> dem immer „verdrossener“ werdenden Bürger durch aktive<br />

Beteiligung überw<strong>und</strong>en werden kann. Dies ist nicht nur an immer häufiger<br />

stattf<strong>in</strong>denden Bürgerbegehren o<strong>der</strong> –entscheiden zu erkennen, son<strong>der</strong>n auch an <strong>der</strong><br />

ansteigenden Teilnahme an öffentlichen Planungs- <strong>und</strong> Entscheidungsprozessen.<br />

Letztendlich kann Bürgerarbeit e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Entstehung e<strong>in</strong>er neuen<br />

„Tätigkeitsgesellschaft“ anstelle <strong>der</strong> heutigen Erwerbsgesellschaft leisten.<br />

3.2.2.3 Umfang, Tätigkeitsfel<strong>der</strong>, Organisationsrahmen<br />

Im nun folgenden Abschnitt soll es darum gehen, das freiwillige Engagement <strong>in</strong><br />

Deutschland von verschiedenen Seiten näher zu beleuchten. Das<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend hat dazu erstmalig<br />

e<strong>in</strong>e b<strong>und</strong>esweite Studie <strong>in</strong> Auftrag gegeben, dessen Repräsentativerhebung im<br />

Zeitraum des Sommers 1999 e<strong>in</strong>zuordnen ist.<br />

Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong><br />

Geographisches Institut<br />

Arbeitsberichte<br />

Nr. 87 (2003)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!