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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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<strong>Nachbarschaft</strong>sladen/ Quartiersmanagement geför<strong>der</strong>te Kurs wird von se<strong>in</strong>er Frau<br />

geleitet <strong>und</strong> ermöglicht türkischen Analphabet<strong>in</strong>nen ihre Muttersprache zu lernen.<br />

4.5.1.2 Ergebnisse<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> befragten Personen lässt e<strong>in</strong>en direkten Vergleich <strong>der</strong> beiden<br />

Kieze nur <strong>in</strong> Ansätzen zu, da zum e<strong>in</strong>en im Sprengelkiez zwei Akteure, im<br />

Sold<strong>in</strong>er Kiez dagegen nur e<strong>in</strong>e Person befragt wurde. Die<br />

<strong>Nachbarschaft</strong>s<strong>in</strong>terviews lassen e<strong>in</strong>en direkten Vergleich mit den quantitativen<br />

Interviews zu <strong>und</strong> können die dortigen Ergebnisse konkretisieren.<br />

Kiez<br />

Spontan wurden beide Kieze als bunt, lebendig, grün, <strong>und</strong> vor allem arm<br />

beschrieben. Unterschiede zeigten sich jedoch dah<strong>in</strong>gehend, dass <strong>der</strong> Sprengelkiez<br />

als fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> gemütlich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sold<strong>in</strong>er Kiez als eher, dreckig, verwahrlost<br />

<strong>und</strong> unangenehm wahrgenommen wird <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en größeren sozialen Brennpunkt <strong>in</strong><br />

Bezug auf Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> Gewalt ausstrahlt. Auch wenn <strong>in</strong> beiden Kiezen e<strong>in</strong><br />

weitgehend friedlicher Alltag <strong>der</strong> verschiedenen Nationen abläuft, handelt es sich<br />

jedoch lediglich um e<strong>in</strong> "Nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> statt Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>". Obwohl es zu<br />

"kle<strong>in</strong>eren Gesprächen beim Gemüseladen um die Ecke" (Frau Schui) kommt,<br />

entsteht beson<strong>der</strong>s zwischen <strong>der</strong> größten Immigrantengruppe <strong>der</strong> Türken <strong>und</strong> den<br />

Deutschen selten näherer Kontakt. Sowohl die fehlende beziehungsweise sich<br />

verschlechternde Integration <strong>der</strong> Migranten durch den Staat, als auch die<br />

mangelnde Bereitschaft <strong>der</strong> unterschiedlichen Ethnien aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zuzugehen,<br />

erschweren das Zusammenleben <strong>der</strong> Menschen. Die Segregation e<strong>in</strong>zelner<br />

Gruppen setzte laut Herrn Gün verstärkt ab 1990 mit dem vermehrten Fortzug von<br />

Deutschen e<strong>in</strong>, welcher e<strong>in</strong>en vermehrten Nachzug türkischer <strong>und</strong> arabischer<br />

Familien zur Folge hatte (vgl. Kapitel: Leitfaden<strong>in</strong>terviews mit verschieden<br />

Stadtteilpolitikern), welche die entstandenen "Lücken" mit eigenen Leuten füllten.<br />

Dieser Kreislauf führte extrem zu Sprachproblemen <strong>der</strong> Menschen, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

Jugendlichen. Daraus wie<strong>der</strong>um resultiert e<strong>in</strong>e extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit<br />

<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en, e<strong>in</strong>e<br />

Des<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> die<br />

Gesellschaft. Die<br />

Tatsache, dass das heutige<br />

Straßenbild <strong>in</strong> beiden<br />

Kiezen von e<strong>in</strong>em bunten<br />

Treiben auf <strong>der</strong> Straße<br />

bestimmt wird, spiegelt<br />

die offene, ansprechende<br />

Art wie<strong>der</strong>, die <strong>in</strong> den<br />

verschiedenen Interviews<br />

geschil<strong>der</strong>t wurde.<br />

An<strong>der</strong>erseits handelt es<br />

sich häufig um arbeitslose<br />

Menschen, die sich viel im<br />

Freien <strong>und</strong> an öffentlichen Plätzen<br />

aufhalten o<strong>der</strong> um "spielende K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Straße, die nicht s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong><br />

die Geme<strong>in</strong>schaft mite<strong>in</strong>bezogen<br />

werden" (H. Gün).<br />

Abbildung 33: Sold<strong>in</strong>er Kiez- Alltag zwischen<br />

arabischem Gemüseladen, Rosis Kneipe <strong>und</strong><br />

grüner Panke<br />

Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong><br />

Geographisches Institut<br />

Arbeitsberichte<br />

Nr. 87 (2003)

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