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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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Sparrplatzkiez seltener die Antwort „stimme stark zu“ als k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Haushalte.<br />

Erziehende machen die Erfahrung, dass h<strong>und</strong>ertprozentige Normenerfüllung nicht<br />

immer möglich ist. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d lässt e<strong>in</strong> Bonbonpapier liegen, o<strong>der</strong> auf dem Weg zum<br />

E<strong>in</strong>kauf mit dem K<strong>in</strong>d wird <strong>der</strong> H<strong>und</strong>ehaufen e<strong>in</strong>mal nicht beseitigt usw.<br />

Zusammengenommen mit <strong>der</strong> Antwort „stimme zu“ ergibt sich aber e<strong>in</strong>e ähnliche<br />

Akzeptanz von Normen im Vergleich <strong>der</strong> beiden Gruppen.<br />

Die „Norm <strong>der</strong> Reziprozität“ ist e<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Bestandteil zur Entwicklung<br />

von <strong>Sozialkapital</strong>. Sie stellt e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>vertrauen zwischen möglichen<br />

Kooperationspartnern her. Wenn man jemandem e<strong>in</strong>en Gefallen tut, erwartet man<br />

über kurz o<strong>der</strong> lang auch e<strong>in</strong>e Gefälligkeit. Bleibt diese aus, stört das die<br />

Beziehung, die sich aus diesem Gr<strong>und</strong> auch auflösen kann. Es wurden folgenden<br />

Fragen gestellt: „Wie oft tun ihre Nachbarn Ihnen e<strong>in</strong>en Gefallen o<strong>der</strong> helfen Ihnen<br />

aus?“ <strong>und</strong> „Und im umgekehrten Fall: Wie häufig tun Sie Ihren Nachbarn e<strong>in</strong>en<br />

Gefallen o<strong>der</strong> helfen Ihnen aus?“<br />

Familien erhalten von ihrer <strong>Nachbarschaft</strong> fast genauso häufig e<strong>in</strong>en Gefallen wie<br />

sie ihr gefällig s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Ausnahme stellt im Sold<strong>in</strong>er Kiez die Antwort „ab <strong>und</strong><br />

zu“ dar. Hier geben befragte Familien 8% häufiger an, e<strong>in</strong>e Gefälligkeit zu tun, als<br />

sie selbst bekommen. Gr<strong>und</strong> dafür könnte se<strong>in</strong>, dass Hausfrauen z.B. öfter gebeten<br />

werden, Handwerkern die Nachbarwohnung zu öffnen usw. Auffällig ist, dass<br />

Familien im Vergleich zu k<strong>in</strong><strong>der</strong>losen Haushalten öfter die Antwort „sehr häufig“<br />

angeben. Dies ist e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf ihre <strong>in</strong>tensiven nachbarschaftlichen Verhältnisse<br />

<strong>und</strong> Netzwerke (vgl. Punkt 3 diesen Kapitels).<br />

Ehrenamtliches Engagement<br />

28,1% <strong>der</strong> Befragten mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gaben an, ehrenamtlich engagiert zu se<strong>in</strong>. Damit<br />

s<strong>in</strong>d diese Haushalte stärker engagiert als k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Haushalte (24,1%).<br />

Interessant <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ist auch, dass 21,7% <strong>der</strong> Familien ihre<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> als Beweggr<strong>und</strong> für ihr ehrenamtliches Engagement angeben. Neben den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n spielen auch lokale Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannte e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, während<br />

das Quartiersmanagement eher unbedeutend ist. Es stellt sich heraus, dass<br />

kiezbezogenes Engagement bei Familien viel stärker ausgeprägt ist. 63,3%<br />

<strong>der</strong>selben üben ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Kiez aus, während bei den<br />

Haushalten ohne K<strong>in</strong><strong>der</strong> nur 44,7% im Kiez tätig s<strong>in</strong>d.<br />

30 % aller Familien, die im Sold<strong>in</strong>er Kiez leben, üben e<strong>in</strong>e ehrenamtliche Tätigkeit<br />

aus. Drei viertel <strong>der</strong> deutschen Familien engagieren sich direkt im Kiez.<br />

Ausländische Familien s<strong>in</strong>d vor Ort zu 64% aktiv. K<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Haushalte<br />

engagieren sich nur zu 25 %, <strong>und</strong> ihre Tätigkeit ist weniger kiezbezogen. In <strong>der</strong><br />

Gruppe <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>losen s<strong>in</strong>d mehr Auslän<strong>der</strong> ehrenamtlich tätig, <strong>und</strong> sie<br />

engagieren sich auch häufiger im Kiez.<br />

Familien, die im Sparrplatzkiez leben, engagieren sich ebenfalls mehr (26,2%) als<br />

k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Haushalte (22,9%). Deutsche Familien engagieren sich deutlich öfter<br />

(29,3%) als ausländische Familien (18,2%). Auch deutsche k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Haushalte<br />

engagieren sich häufiger ehrenamtlich als k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Auslän<strong>der</strong>, die befragt<br />

wurden. E<strong>in</strong>e Unterscheidung nach Nationalität wird hier nicht weiter<br />

vorgenommen, da die Strichprobenmenge sehr kle<strong>in</strong> ist. Festellen lässt sich<br />

Folgendes: Auch im Sparrplatzkiez weisen Familien e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gfügiges größeres<br />

kiezbezogenes Engagement (54,5%) als k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Haushalte (51,4%) auf. Es ist<br />

jedoch sehr viel kle<strong>in</strong>er als das kiezbezogene Engagement <strong>der</strong> Familien aus dem<br />

Sold<strong>in</strong>er Kiez.<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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