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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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erfor<strong>der</strong>lichen Kompetenzen übertragen werden. Dies kann nach Coleman vor<br />

allem zur Lösung geme<strong>in</strong>schaftlicher Probleme beitragen, wenn es um die<br />

Besetzung von Funktionen im politischen, wirtschaftlichen, wie auch sozialen<br />

Bereich geht (Coleman 1991: 404).<br />

(5) Zielgerichtete Organisationen<br />

Zielgerichtete Organisationen können gewerbliche, wie auch freiwillige<br />

Organisationen darstellen, die s<strong>in</strong>ngemäß e<strong>in</strong> bestimmtes Ziel verfolgen. Bei<br />

kommerziellen Organisationen werden die Herrschaftsstrukturen betont, die sich<br />

aus Positionen zusammensetzen müssen, die durch Verpflichtungen <strong>und</strong><br />

Erwartungen verknüpft s<strong>in</strong>d, um im S<strong>in</strong>ne des Unternehmens zu handeln. „Wie<br />

an<strong>der</strong>e Kapitalformen erfor<strong>der</strong>t soziales Kapital Investitionen <strong>in</strong> die Planung <strong>der</strong><br />

Struktur von Verpflichtungen <strong>und</strong> Erwartungen, Verantwortung <strong>und</strong> Herrschaft<br />

sowie Normen (o<strong>der</strong> Regeln) <strong>und</strong> Sanktionen, die e<strong>in</strong>e effektive funktionierende<br />

Organisation entstehen lassen“ (COLEMAN 1991: 406). Das gilt für das<br />

erfolgreiche Wirken von Organisationen überhaupt.<br />

In e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>en Beispiel freiwilliger Organisationen zeigt COLEMAN e<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Komponente von sozialem Kapital. Organisationen, die e<strong>in</strong> öffentliches Gut<br />

zur Verfügung stellen, über die alle Interessierten profitieren. Unabhängig davon,<br />

ob sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisation mitwirken o<strong>der</strong> nicht <strong>und</strong> an <strong>der</strong>en Kosten beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

Beispiele s<strong>in</strong>d Betroffenenvere<strong>in</strong>igungen für bestimmte Krankheiten, die als<br />

Plattform auch <strong>und</strong> gerade für an<strong>der</strong>e Betroffene zugänglich gemacht werden.<br />

Rational ist die Existenz dieser Vere<strong>in</strong>igungen u.a. über bestimmte Normen o<strong>der</strong><br />

Moralvorstellungen zu erklären, die <strong>in</strong> diesem Fall aus <strong>der</strong> Betroffenheit<br />

resultieren. Auch können eigene Interessen durch die Mobilisierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Organisation besser verfolgt werden.<br />

E<strong>in</strong> Nebenprodukt zielgerichteter Organisationen ist die potenzielle Nutzung <strong>der</strong><br />

aufgebauten Struktur, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Form von <strong>Sozialkapital</strong> betrachtet<br />

werden können.<br />

(6) Übereignungsfähige soziale Organisationen<br />

Unter dieser Bezeichnung werden Organisationen zusammengefasst, die neben<br />

ihrem ursprünglichen Existenzs<strong>in</strong>n für an<strong>der</strong>e Absichten <strong>und</strong> Ziele e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d.<br />

Die Existenz <strong>der</strong> Organisation <strong>und</strong> ihre E<strong>in</strong>setzbarkeit für an<strong>der</strong>e Zwecke stellt das<br />

soziale Kapital dar. Oft haben Bürger<strong>in</strong>itiativen bis zum Scheitern o<strong>der</strong> Erreichen<br />

ihres Ziels e<strong>in</strong>e Organisation aufgebaut, die aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> darüber h<strong>in</strong>aus<br />

bestehenden Kontakte für alle Ressourcen bereitstellen, die vorher nicht zugänglich<br />

gewesen waren.<br />

E<strong>in</strong> spezifisches Beispiel erwähnt SILLIS (1957), auf den COLEMAN verweist.<br />

Der "March of Dimes" sollte ursprünglich die Ausrottung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>lähmung<br />

unterstützen. Als mit Hilfe von J. E. Salks Impfstoff die K<strong>in</strong><strong>der</strong>lähmung tatsächlich<br />

ausgemerzt wurde, blieb die "March of Dimes" – Organisation bestehen <strong>und</strong><br />

widmete sich <strong>der</strong> Bekämpfung an<strong>der</strong>er Krankheiten.<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Sozialkapital</strong> ist e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s fruchtbare Qualität sozialer Netzwerke, die den<br />

Beziehungen zwischen mehreren Individuen <strong>in</strong>newohnt. Dabei werden diese<br />

Netzwerke erst durch Vertrauen ermöglicht <strong>und</strong> stabilisiert. Ebenso ist die Existenz<br />

<strong>der</strong> Norm <strong>der</strong> Reziprozität zur Entstehung <strong>und</strong> Erhaltung dieser Ressource<br />

notwendig. Weitere Normen regulieren die Netzwerke mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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