06.11.2013 Aufrufe

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

141<br />

Im Durchschnitt sche<strong>in</strong>en viele soziale <strong>Nachbarschaft</strong>snetzwerke gut zu<br />

funktionieren, sie bieten daher e<strong>in</strong> großes Potenzial an <strong>Sozialkapital</strong>. Ob<br />

nachbarschaftliche Netzwerke funktionieren, kann man anhand <strong>der</strong> Lösungswege<br />

(<strong>der</strong> Strategie zur Problembewältigung) von nachbarschaftlichen Problemen<br />

untersuchen. 76,6% <strong>der</strong> Befragten würden Probleme, die sie mit ihren Nachbarn<br />

hätten (es wurde Lärmbelästigung im Fragebogen als Beispiel genannt) durch<br />

direktes Ansprechen des Verursachers lösen wollen. Die an<strong>der</strong>en<br />

Antwortkategorien, zu diesen zählen "sich beim Vermieter beschweren", "die<br />

Polizei holen", "gar nichts unternehmen", "mit an<strong>der</strong>en aus dem Haus sprechen",<br />

s<strong>in</strong>d mit gleichem sehr niedrigem Prozentsatz eher unbedeutend.<br />

Waren nach <strong>der</strong> Aussage <strong>der</strong> Befragten Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandte im Wedd<strong>in</strong>g <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>, <strong>in</strong> den Kiez zu ziehen, steigt die Kontakt<strong>in</strong>tensität zu den Nachbarn. Durch<br />

e<strong>in</strong>e Zunahme an Kontakt<strong>in</strong>tensität än<strong>der</strong>t sich die Qualität <strong>der</strong> Beziehungen<br />

zwischen den Nachbarn. Die für <strong>Sozialkapital</strong> so wichtigen "weak ties" werden<br />

unter umständen zu "strong ties". E<strong>in</strong>e Folge <strong>der</strong> Anwesenheit von Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Verwandten vor Ort könnte demnach e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung des kiezwirksamen<br />

<strong>Sozialkapital</strong>s se<strong>in</strong>. Dies steht zunächst im Wi<strong>der</strong>spruch mit <strong>der</strong> anfänglich<br />

formulierten These, dass nachbarschaftliches <strong>Sozialkapital</strong> stärker ist, wenn mehr<br />

Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandte im Wedd<strong>in</strong>g wohnen. Bei diesen Personen ist <strong>der</strong><br />

Prozentsatz, die zwischen 0,5 <strong>und</strong> 2 St<strong>und</strong>en pro Woche mit ihren Nachbarn<br />

verbr<strong>in</strong>gen, im wesentlichen gleich. Lediglich die Zahl <strong>der</strong>er, die weniger als 0,5<br />

St<strong>und</strong>en mit ihren Nachbarn verbr<strong>in</strong>gen, s<strong>in</strong>kt zugunsten <strong>der</strong>er, die zwischen 2 <strong>und</strong><br />

5 St<strong>und</strong>en mit ihren Nachbarn verbr<strong>in</strong>gen.<br />

Tabelle 62: Besteht e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen dem Vorhandense<strong>in</strong> von Fre<strong>und</strong>en<br />

im Wohngebiet <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kontakt<strong>in</strong>tensität <strong>der</strong>/des Befragten zu ihren/se<strong>in</strong>en<br />

Nachbarn?<br />

<br />

:<br />

<br />

8<br />

<br />

5:<br />

/'-<br />

/'- ,<br />

, -<br />

-<br />

;<br />

!34<br />

9 <br />

%%'*) ,%'&) %-'&)<br />

+*',) +&',) +-'()<br />

,,'&) ,,'.) ,,'&)<br />

%&'%) %/'() %-'%)<br />

%,'%) -'-) ('+)<br />

%'+) '() %',)<br />

%*( %%/ ,-(<br />

%//'/) %//'/) %//'/)<br />

Quelle: Bewohnerbefragung Wedd<strong>in</strong>g 2002<br />

Die mittleren <strong>und</strong> extremen Antwortkategorien sche<strong>in</strong>en unabhängig von<br />

vorhandenen o<strong>der</strong> nichtvorhandenen fre<strong>und</strong>schaftlichen <strong>und</strong> verwandtschaftlichen<br />

Netzwerken im Wedd<strong>in</strong>g. <strong>Sozialkapital</strong> <strong>in</strong> <strong>Nachbarschaft</strong>snetzwerken wird durch<br />

Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandte vor Ort nicht bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Was man aus den erhobenen Daten nicht direkt entnehmen kann, ist, ob die<br />

Kontakte <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nachbarschaft</strong> mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> Verwandten stattf<strong>in</strong>den.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nachbarschaft</strong> (es wurde konkret nach dem persönlichen<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Bezug auf die Nachbarn gefragt) steigt nur ger<strong>in</strong>g mit dem<br />

Vorhandense<strong>in</strong> von Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Verwandten im Wedd<strong>in</strong>g (ohne Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Verwandte 79,2%; positive Antwortkategorien zusammengefasst mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Verwandten 85,6%). Die Steigerung ist <strong>in</strong>sgesamt ger<strong>in</strong>ger als die <strong>der</strong><br />

Kontakt<strong>in</strong>tensität mit den Nachbarn. Deshalb kann davon ausgegangen werden,<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!