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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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<strong>Sozialkapital</strong> bed<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> verstärken sich also gegenseitig <strong>und</strong> ermöglichen erst<br />

kooperatives Handeln.<br />

PUTNAMS Konzept ist jedoch <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht kritisch zu sehen. Zum<br />

e<strong>in</strong>en kann er nicht ausschließen, dass <strong>der</strong> wirtschaftliche Erfolg im Norden Italiens<br />

selbst erst <strong>Sozialkapital</strong> <strong>in</strong>itiiert hat, <strong>und</strong> nicht wie er behauptet umgekehrt.<br />

Zweitens beschreibt er wie COLEMAN nur die Vorteile von <strong>Sozialkapital</strong>,<br />

Nachteile, z.B. dass die Unterhaltung <strong>und</strong> Pflege von Netzwerken auch mit<br />

immensen Kosten für e<strong>in</strong>zelne Individuen, aber auch Geme<strong>in</strong>schaften verb<strong>und</strong>en<br />

ist, wird kaum o<strong>der</strong> gar nicht erwähnt.<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Sozialkapital</strong> def<strong>in</strong>iert sich bei PUTNAM über Normen, Vertrauen <strong>und</strong> Netzwerke.<br />

Wobei er vor allem die Normen <strong>der</strong> Gegenseitigkeit <strong>und</strong> die Netzwerke zivilen<br />

Engagements als essentielle Gr<strong>und</strong>lage für das Entstehen von <strong>Sozialkapital</strong><br />

betrachtet.<br />

Ausgehend von diesem Konzept s<strong>in</strong>d für unser Projekt dabei möglicherweise<br />

folgende Feststellungen <strong>in</strong>teressant, wenn man die Betrachtungen von Regionen<br />

auf die Ebene e<strong>in</strong>es Stadtteils wie dem Wedd<strong>in</strong>g herunterskaliert <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

<strong>Sozialkapital</strong> als Potenzial sozialer Stadtentwicklung auch empirisch festmachen<br />

möchte. Netzwerke zivilen Engagements (also ehrenamtliche Tätigkeiten <strong>in</strong><br />

Vere<strong>in</strong>en, o<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e selbst) wären <strong>in</strong> den Kiezen zu identifizieren. E<strong>in</strong>e<br />

Untersuchung über Tiefe <strong>und</strong> Dichte <strong>der</strong> Netzwerke: die Qualität <strong>der</strong> Kiez-<br />

<strong>Nachbarschaft</strong>en, die B<strong>in</strong>dung an Vere<strong>in</strong>e <strong>und</strong> die Kooperationsbereitschaft gibt<br />

schlussfolgernd e<strong>in</strong>en Überblick über das Vorkommen <strong>der</strong> Ressource<br />

"<strong>Sozialkapital</strong>".<br />

3.3.3 Netzwerktheoretische Ansätze zum <strong>Sozialkapital</strong><br />

COLEMAN <strong>und</strong> PUTNAM stützen ihr Konzept des <strong>Sozialkapital</strong>s auf soziale<br />

Netzwerke. Im Folgenden sollen zunächst die strukturellen Merkmale <strong>und</strong> weitere<br />

Wirkungsweisen von Netzwerken besprochen werden, die aus zusammenfassenden<br />

Beschreibungen <strong>der</strong> Soziolog<strong>in</strong> Sonja HAUG über Netzwerktheorien hergeleitet<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Netzwerke können durch folgende Merkmale unterschieden werden:<br />

- durch die Größe, also die Anzahl beteiligter Personen<br />

- die Dichte o<strong>der</strong> Geschlossenheit, also die Zahl <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Beziehungen im Vergleich mit den theoretisch möglichen<br />

- durch Cliquen <strong>und</strong> Cluster, also Untergruppen, Teilnetze des großen<br />

Netzes<br />

- durch Zonen, e<strong>in</strong>e erste <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e zweite Zone, <strong>in</strong> denen die Dichte<br />

unterschiedlich ist<br />

- durch Homo- beziehungsweise Heterogenität, also durch<br />

soziodemographische Merkmale<br />

- durch die Erreichbarkeit e<strong>in</strong>zelner Personen, also <strong>der</strong>en potenzielles<br />

Wirkungsvermögen<br />

- durch die B<strong>in</strong>dungen <strong>der</strong> Personen zum Netz, also die Zahl <strong>der</strong><br />

Beziehungen pro Person im Netz (gibt <strong>in</strong>direkt die Dichte an)<br />

- durch die Beziehungen im Netz, welche differenziert werden müssen:<br />

Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong><br />

Geographisches Institut<br />

Arbeitsberichte<br />

Nr. 87 (2003)

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