06.11.2013 Aufrufe

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

181<br />

Integration, wenn <strong>der</strong> Islam <strong>in</strong> dieser Gegend den gleichen Status hat wie das<br />

Christentum, da wir hier <strong>in</strong> den vier Moscheen sicher weit mehr Besucher haben<br />

als <strong>in</strong> den drei Kirchen.“ (R. Fischer)<br />

Im Sprengelkiez werden viele Maßnahmen nach Aussage des Experten von den<br />

Bewohnern selbständig durchgeführt, <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit ergibt sich<br />

meist ohne Mithilfe des QM. Der Telux- Abenteuerspielplatz <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>hort<br />

beispielsweise lebt von Elternarbeit <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>beteiligung. Das bestätigt das<br />

bereits durch die quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Interviews mit den Bewohnern<br />

gewonnene Bild e<strong>in</strong>er aktiveren Bewohnerschaft im Sprengelkiez. Auch die<br />

Evangelische Osterkirche ist bei Projekten eigentlich immer dabei. Allerd<strong>in</strong>gs seien<br />

die vorhandenen Träger schon ausgelastet o<strong>der</strong> sogar überfor<strong>der</strong>t: die freien Träger<br />

leiden unter Sparmaßnahmen, die staatlichen wie Schulen, KiTa’s „...haben so viel<br />

zu tun, die können kaum noch über den Tellerrand gucken.“ (M. Langer) Sehr<br />

positiv hervorgehoben wurde die Bürgerjury, die nicht nur sehr gut<br />

zusammenarbeiten, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> auch, ganz im S<strong>in</strong>ne von übereignungsfähigen<br />

Organisationen, Querverb<strong>in</strong>dungen hervorgegangen s<strong>in</strong>d.<br />

Allgeme<strong>in</strong> betrachtet hat R. Fischer den E<strong>in</strong>druck, dass „...Deutsche sich eher<br />

durch <strong>in</strong>dividuelle Leistungen profilieren <strong>und</strong> als Individuen zu bestimmten<br />

Zwecken zusammenkommen“, während bei den ausländischen Vere<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Aufbau<br />

langfristig sozialer Netze <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Solidaritätsgefühls e<strong>in</strong>e größere Rolle spielt.<br />

Engagement<br />

Das Potential <strong>der</strong> Bewohnerschaft für freiwilliges Engagement ist laut M. Langer<br />

im Sprengelkiez ger<strong>in</strong>g. Auch im Sold<strong>in</strong>er Kiez musste das QM sehr stark auf die<br />

Leute zugehen, es gab von vornhere<strong>in</strong> nicht so e<strong>in</strong>e große Zahl von Initiativen, auf<br />

die das QM zurückgreifen konnte.<br />

Es gibt <strong>in</strong> beiden Kiezen aber auch positive Erfahrungen: das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>zenallee 58<br />

gegründete <strong>Nachbarschaft</strong>shaus (mit Café, Tanzsaal usw.) 39 , <strong>der</strong> Sold<strong>in</strong>er Treff<br />

(Anlaufpunkt für Alkoholiker, siehe Kap. 2), <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s die Schulen <strong>und</strong><br />

KiTa’s besitzen viel Engagementpotential. Es ist z.B. bereits üblich, die Eltern um<br />

Teilnahme am Schulunterricht zu bitten, um die Gruppen splitten zu können. (R.<br />

Fischer) Während die Zahl <strong>der</strong> Engagierten bisher ger<strong>in</strong>g blieb, sei aber die<br />

Qualität <strong>der</strong> Beiträge gewachsen, <strong>und</strong> Kritik sowie eigene Ideen würden<br />

e<strong>in</strong>gebracht (M. Langer).<br />

Das Hauptproblem besteht vor allem dar<strong>in</strong>, bildungsferne Leute dazu zu br<strong>in</strong>gen,<br />

sich zu engagieren. Zum E<strong>in</strong>en ist die Tradition des Engagements im<br />

Bildungsbürgertum begründet (R. Fischer), zum An<strong>der</strong>en haben die Leute hier<br />

an<strong>der</strong>e Probleme, als durch Ehrenamt das Quartier vorwärts zu br<strong>in</strong>gen:<br />

„Ehrenamt, wenn ich noch nicht mal weiß, wie ich die Miete aufbr<strong>in</strong>gen soll, das<br />

halte ich für e<strong>in</strong>e Illusion [...] Die Arbeitslosen o<strong>der</strong> Sozialhilfeempfänger haben<br />

zwar Zeit, aber so e<strong>in</strong> Hals, <strong>und</strong> schon kle<strong>in</strong>e D<strong>in</strong>ge stellen e<strong>in</strong>e große Anstrengung<br />

dar [...] Wer erwartet, dass man e<strong>in</strong> Quartier runterkommen lässt, dass da nur<br />

Leute wohnen, die kaum Geld zur Verfügung haben, <strong>und</strong> dass die dann alle<br />

ehrenamtlich vor sich h<strong>in</strong> wirken... Also mit Ehrenamt, da geh ich nach Zehlendorf,<br />

wo gelangweilte Millionärsfrauen sitzen <strong>und</strong> denken, jetzt mach ich mal was<br />

Soziales.“ (M. Langer)<br />

39<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre besetztes Haus, wobei die ehemaligen Besetzer <strong>in</strong>zwischen Akademiker s<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />

zum großen Teil etabliert- das Engagement bleibt hier <strong>in</strong> den typisch „bürgerlichen Kreisen“<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!