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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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Informalisierung <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>und</strong> abnehmende Haushaltsmittel vorbereiten<br />

müssen.<br />

Hierbei nimmt die Ebene <strong>der</strong> <strong>Nachbarschaft</strong>en e<strong>in</strong>e wichtige Rolle e<strong>in</strong>:<br />

Nach HAMM müssten sich die Eigentumsrechte an städtischen Wohnungen so<br />

verän<strong>der</strong>n, dass mehr Wohnraum <strong>in</strong> genossenschaftlichem Eigentum verwaltet<br />

wird. Außerdem müssten die Bed<strong>in</strong>gungen für Selbstversorgung verbessert werden<br />

– HAMM er<strong>in</strong>nert hier an die <strong>in</strong> H<strong>in</strong>terhöfen betriebene Subsistenzwirtschaft – <strong>und</strong><br />

„Zweitwährungssysteme für den nicht monetär vermittelten Austausch“ geschaffen<br />

werden (HAMM1998: 180).<br />

Voraussetzung für genannte Vorsorgemöglichkeiten ist die Stabilisierung <strong>der</strong><br />

Wohnbevölkerung, e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>voraussetzung für die Entstehung guter<br />

<strong>Nachbarschaft</strong>sbeziehungen. Doch obwohl HAMM <strong>Nachbarschaft</strong>en viel zutraut,<br />

weist er auch darauf h<strong>in</strong>, dass die Leistungsfähigkeit von <strong>Nachbarschaft</strong>en nicht<br />

überschätzt werden soll<br />

3.1.3 Merkmale <strong>der</strong> <strong>Nachbarschaft</strong> nach ROHR- ZÄNKER<br />

Ruth ROHR- ZÄNKER hat sich <strong>in</strong> den 1990er Jahren aus <strong>der</strong> Planungsperspektive<br />

mit dem Thema <strong>Nachbarschaft</strong> beschäftigt, ohne jedoch den Anspruch e<strong>in</strong>er<br />

Theoriebildung zu verfolgen. Sie legt ihren Schwerpunkt darauf, „welche<br />

Bedeutung <strong>Nachbarschaft</strong>en unter Bed<strong>in</strong>gungen zunehmen<strong>der</strong> Pluralisierung von<br />

Lebensstilen, Individualisierung <strong>und</strong> Enträumlichung für die Entwicklung von<br />

Stadtquartieren haben können“ (ROHR- ZÄNKER 1998: 1).<br />

Ihre Arbeit ist weniger theoretisch ausgerichtet als die von HAMM <strong>und</strong> hat e<strong>in</strong>en<br />

praktisch orientierten Schwerpunkt. Sie erachtet „Fall- Studien, <strong>in</strong> denen soziales<br />

Verhalten vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bewohnerstruktur <strong>und</strong> <strong>der</strong> baulich- räumlichen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen beschrieben <strong>und</strong> analysiert werden kann“ als sehr s<strong>in</strong>nvoll. Sie<br />

me<strong>in</strong>t, dass die Erwartungen an <strong>Nachbarschaft</strong> hoch <strong>und</strong> diffus s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> dass <strong>der</strong><br />

Begriff <strong>der</strong> <strong>Nachbarschaft</strong> <strong>in</strong> räumlicher <strong>und</strong> sozialer Sicht sehr unterschiedlich<br />

verwendet wird (ROHR- ZÄNKER 1998: 8). <strong>Nachbarschaft</strong> ist ihrer Me<strong>in</strong>ung nach<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>formelles Gebäude, das we<strong>der</strong> sozial noch räumlich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit bildet. Sie<br />

wi<strong>der</strong>spricht <strong>der</strong> Aussage von HAMM, die besagt, dass <strong>Nachbarschaft</strong> e<strong>in</strong>e soziale<br />

„Gruppe“ zufällig nahe beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Wohnen<strong>der</strong> sei (ROHR- ZÄNKER 1998: 11).<br />

ROHR-ZÄNKER me<strong>in</strong>t eher, dass sich <strong>Nachbarschaft</strong>en auch überlagern können<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelne Menschen <strong>in</strong> verschiedenen „<strong>Nachbarschaft</strong>en“ leben können, d.h.<br />

dass sie sich unterschiedlichen Gruppen, die sich auch <strong>in</strong> räumlicher Nähe zu ihrer<br />

Wohnung bef<strong>in</strong>den können, zugehörig fühlen. Das bezeichnete sie dann als<br />

sogenannte „Bastelnachbarschaften“ (ROHR- ZÄNKER 1998: 11). Unter<br />

funktionieren<strong>der</strong> <strong>Nachbarschaft</strong> versteht sie e<strong>in</strong>e Balance zwischen Sicherung <strong>der</strong><br />

nachbarschaftlichen Funktionen entsprechend <strong>der</strong> eigenen Bedürfnisse <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

gewünschten Distanz (ROHR-ZÄNKER 1998: 10). Sie führt entsprechend ihrer<br />

Ausrichtung teils ergänzende, teils an<strong>der</strong>e Kriterien als HAMM zur Bestimmung<br />

von <strong>Nachbarschaft</strong> an.<br />

3.1.3.1 Erwartungen an <strong>Nachbarschaft</strong><br />

ROHR- ZÄNKER bezieht sich <strong>in</strong> ihren Ausführungen auf<br />

planungswissenschaftliche Veröffentlichungen, die die Erwartungen an<br />

<strong>Nachbarschaft</strong> auf sieben Schwerpunkte konzentrieren (ROHR- ZÄNKER 1998:<br />

1):<br />

Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong><br />

Geographisches Institut<br />

Arbeitsberichte<br />

Nr. 87 (2003)

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