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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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Diese letzte Gedankenerweiterung ist e<strong>in</strong>e logische Interpretation, die man nach<br />

COLEMAN ziehen, jedoch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Text nicht belegt werden kann. Sie dient zum<br />

besseren Verständnis <strong>und</strong> wird im danach folgenden Kapitel bei PUTNAM<br />

deutlicher erläutert.<br />

(2) Normen <strong>und</strong> Sanktionen<br />

Abgesehen von <strong>der</strong> Norm <strong>der</strong> Gegenseitigkeit können wirksame Normen als e<strong>in</strong>e<br />

sehr labile Form von <strong>Sozialkapital</strong> betrachtet werden. „Normen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Geme<strong>in</strong>schaft, die wirksame Belohnungen für e<strong>in</strong>e schulische Leistungen för<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> bieten, erleichtern die Aufgabe e<strong>in</strong>er Schule ungeme<strong>in</strong>“ (COLEMAN 1991:<br />

403). Innerhalb des Kollektivs stellt nach COLEMAN auch die Norm, die<br />

Eigen<strong>in</strong>teresse gegenüber Kollektiv<strong>in</strong>teressen zurückstellt, e<strong>in</strong>e fruchtbare Form<br />

von <strong>Sozialkapital</strong> dar. „E<strong>in</strong>e Norm dieser Art, die durch soziale Unterstützung,<br />

Status, Ansehen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Belohnungen untermauert wird, ist das soziale Kapital,<br />

aus denen junge Nationen aufgebaut werden [um sich später aufzulösen], das<br />

Familien <strong>in</strong> Gestalt von führenden Familienmitglie<strong>der</strong>n bestärkt, selbstlos im<br />

Interesse <strong>der</strong> Familie zu handeln...“ (COLEMAN 1991: 403). Auf bestimmte<br />

Handlungen e<strong>in</strong>flussreiche Normen können entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternalisiert o<strong>der</strong> durch<br />

äußere Belohnungen sowie Bestrafungen unterstützt bzw. sanktioniert werden.<br />

Als labile Form von <strong>Sozialkapital</strong> gelten wirksame Normen, da sie auch<br />

gleichzeitig bestimmte fruchtbare Handlungen e<strong>in</strong>schränken o<strong>der</strong> ausschließen<br />

können. E<strong>in</strong>e Norm, die besagt, dass die Kreativität e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

geför<strong>der</strong>t werden muss, <strong>in</strong>dem es e<strong>in</strong>e Musikschule besucht, lässt möglicherweise<br />

die mathematische Begabung des K<strong>in</strong>des verkümmern <strong>und</strong> betrüben das elterliche<br />

akustische Kunstverständnis: „Wirksame Normen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Bereich<br />

können die Innovationsbereitschaft dort verr<strong>in</strong>gern <strong>und</strong> können nicht nur<br />

abweichende Handlungen e<strong>in</strong>schränken, die an<strong>der</strong>en Schäden zufügen, son<strong>der</strong>n<br />

auch abweichende Handlungen, die für jeden Gew<strong>in</strong>n br<strong>in</strong>gend s<strong>in</strong>d" (COLEMAN<br />

1991: 404)<br />

Normen <strong>und</strong> wirksame Sanktionen s<strong>in</strong>d dabei <strong>in</strong> äußerst geschlossenen Netzwerken<br />

sehr wirksam, da e<strong>in</strong> dichtes soziales Netzwerk auch e<strong>in</strong>en höheren Grad an<br />

sozialer Kontrolle bedeutet. Normen werden stärker beachtet, weil Sanktionen <strong>in</strong><br />

diesem Kontext schmerzhafter wirken. (COLEMAN 1991: 413f.).<br />

(3) Informationspotential<br />

Die direkte Beziehung zum Humankapital wird <strong>in</strong> dieser <strong>und</strong> <strong>der</strong> nächsten<br />

Ausprägungsmöglichkeit beson<strong>der</strong>s kenntlich. Soziale Beziehungen liefern<br />

Informationen, die Handlungen begünstigen können. Das <strong>Sozialkapital</strong> liegt im<br />

Erwerb von Informationen durch den Rückgriff auf soziale Beziehungen, welche<br />

e<strong>in</strong>e nutzbare Verknüpfung von Humankapital darstellen (COLEMAN 1991: 402).<br />

So kann e<strong>in</strong>e Person, die sich nicht brennend für Tagesereignisse <strong>in</strong>teressiert,<br />

jedoch über aktuelle Entwicklungen auf dem laufenden se<strong>in</strong> möchte, Zeit sparen, <strong>in</strong><br />

dem sie alle für sich relevanten Informationen von e<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong> erhält, <strong>der</strong><br />

solchen Ereignissen se<strong>in</strong>e Aufmerksamkeit widmet. Die Zeitersparnis ist Ergebnis<br />

<strong>der</strong> Handlung, die durch den Rückgriff auf das Humankapital e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en<br />

begünstigt wurde (COLEMAN 1991: 403), die Zeitersparnis ist das resultierende<br />

Gut .<br />

(4) Herrschaftsbeziehungen<br />

<strong>Sozialkapital</strong> kann genutzt werden, <strong>in</strong>dem z.B. bestimmte Kontrollrechte von e<strong>in</strong>er<br />

Person teilweise o<strong>der</strong> komplett auf e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Person mit besseren, gerade<br />

Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong><br />

Geographisches Institut<br />

Arbeitsberichte<br />

Nr. 87 (2003)

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