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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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Der hohe Anteil an Migranten, aber auch die seit Anfang <strong>der</strong> 1990er um sich<br />

greifende Arbeitslosigkeit, von <strong>der</strong> viele Auslän<strong>der</strong> betroffen s<strong>in</strong>d, die zunehmend<br />

mangelhafte Qualifikation Jugendlicher <strong>und</strong> junger Erwachsener, nicht zuletzt<br />

durch mangelhafte Sprachkenntnisse, schaffen erhebliche Konfliktpotentiale, die<br />

an den Grenzen arm – reich <strong>und</strong> deutsch – nicht- deutsch verlaufen (frei nach C.<br />

Hanke). Alle diese Faktoren führen zu e<strong>in</strong>er sozialen Entmischung <strong>in</strong> den Gebieten.<br />

Das heißt, <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>er, die über niedrige o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kommen verfügen,<br />

ist sehr hoch <strong>und</strong> junge Familien <strong>und</strong> <strong>der</strong> soziale Mittelstand, egal ob deutsch o<strong>der</strong><br />

nicht, verlassen die Kieze <strong>und</strong> ziehen <strong>in</strong> „bessere“ Wohngegenden: „... Das hat<br />

jetzt auch dazu geführt, dass bei mir im Haus e<strong>in</strong>e junge türkische Familie nach<br />

Wilmersdorf gezogen ist...“ (C. Hanke).<br />

<strong>Nachbarschaft</strong><br />

Das nachbarschaftliche Leben <strong>in</strong> den Kiezen gestaltet sich nach Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong><br />

Interviewten friedlich. Es gibt e<strong>in</strong>zelne Bewohner die sich um ihren Kiez bemühen.<br />

R. Wieland nannte als Beispiel die <strong>Nachbarschaft</strong>s<strong>in</strong>itiative <strong>in</strong> <strong>der</strong> Koloniestrasse.<br />

Belastend auf die nachbarschaftlichen Verhältnisse wirkt sich <strong>der</strong> Wegzug des<br />

Mittelstands <strong>und</strong> <strong>der</strong> jungen Familien aus. Die hohe Bevölkerungsfluktuation <strong>in</strong><br />

den Gebieten verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e stabile Bevölkerungszusammensetzung <strong>und</strong><br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t damit die Chance auf e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsbewusstse<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs trifft<br />

dies nach Expertenme<strong>in</strong>ung mehr auf den Sold<strong>in</strong>er Kiez zu, da die Bewohnerschaft<br />

um den Sparrplatz/ Sprengelkiez allgeme<strong>in</strong> als lebendiger beschrieben wird.<br />

Geme<strong>in</strong>t ist damit, dass die Bewohner schon vor dem QM mehr Eigen<strong>in</strong>itiative <strong>in</strong><br />

puncto aktive <strong>Nachbarschaft</strong> gezeigt haben. Die soziale Entmischung bei<strong>der</strong><br />

Gebiete <strong>und</strong> die damit <strong>in</strong> Korrelation stehende größer werdende Zahl sozial<br />

schwacher Bewohner steht nach Ansicht <strong>der</strong> Interviewten <strong>in</strong> engem<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Verschmutzung <strong>und</strong> Verwahrlosung im Wohnumfeld.<br />

<strong>Sozialkapital</strong><br />

Das Verhältnis zwischen Politikern <strong>und</strong> Bevölkerung ist, von wenigen Ausnahmen<br />

abgesehen, eher e<strong>in</strong>seitig. Für die Arbeit <strong>der</strong> Politiker <strong>in</strong>teressieren sich nur e<strong>in</strong>ige<br />

wenige, woh<strong>in</strong>gegen die Politiker nach eigenem Bek<strong>und</strong>en sehr viel <strong>in</strong> die Kieze<br />

gehen <strong>und</strong> mit den Bewohnern über Probleme sprechen ( z.B. bei Tagen <strong>der</strong><br />

offenen Tür, auf Straßenfesten usw. o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den durch das QM organisierten<br />

themenbezogenen Gesprächskreisen). Allerd<strong>in</strong>gs, das wurde bemängelt, s<strong>in</strong>d es<br />

doch immer wie<strong>der</strong> die gleichen Bürger, die sich mit den Politikern austauschen:<br />

vornehmlich die, die sich sowieso schon <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>sicht engagieren. Die<br />

persönlichen Erfahrungen im Kiez, beson<strong>der</strong>s, wenn unsere Gesprächspartner<br />

selber dort wohnen, prägen <strong>und</strong> bee<strong>in</strong>flussen ihre Arbeit <strong>und</strong> führen damit zum<br />

besseren Verständnis für die Probleme im Kiez. Die <strong>in</strong>terviewten Politiker (von K.<br />

Rietz <strong>in</strong> ihrer Funktion als B<strong>in</strong>deglied zwischen QM <strong>und</strong> Verwaltung abgesehen)<br />

sehen sich als Schnittstelle zwischen Bürger <strong>und</strong> Verwaltung.<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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