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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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aber wesentlich ist für e<strong>in</strong>e selbsttragende, durch engagierte Bürger mitgestaltete<br />

Kiezentwicklung. Gerade (bildungsbewusste) Familien mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die e<strong>in</strong> hohes<br />

Engagementpotential besitzen <strong>und</strong> über ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> gut erreichbar s<strong>in</strong>d, ziehen<br />

verstärkt weg, sobald diese das Schulalter erreichen.<br />

<strong>Nachbarschaft</strong><br />

Es gibt es sehr selten Streitigkeiten zwischen den unterschiedlichen<br />

Bevölkerungsgruppen (Sprengelkiez). Es herrscht zwar manchmal e<strong>in</strong> recht harter<br />

Umgangston <strong>der</strong> Nachbarn untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, aber laut Statistik ist es im Kiez nicht<br />

gefährlicher als an<strong>der</strong>swo (Sold<strong>in</strong>er Kiez). Dagegen muss das subjektive<br />

Sicherheitsempf<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Bewohner erhöht werden, z.B. durch bessere<br />

Beleuchtung, an<strong>der</strong>e Wegeführung etc. Im Sold<strong>in</strong>er Kiez gibt es mittlerweile zwei<br />

uniformierte „Kiezläufer“, die genau dieses Sicherheitsgefühl hervorrufen sollen<br />

<strong>und</strong> z.B. H<strong>und</strong>ehalter auf den Le<strong>in</strong>enzwang h<strong>in</strong>weisen.<br />

Problematisch ist, dass die Leute, die das Gefühl haben, nicht mehr gebraucht zu<br />

werden, glauben, sich auch an bestimmte Regeln nicht mehr halten zu müssen. Das<br />

schlägt sich nie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwahrlosung des öffentlichen Raums (R. Fischer).<br />

„Vor allem die K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden nicht mehr dazu angehalten, ihren Dreck<br />

mitzunehmen, kriegen das von ihren Eltern vielmehr noch vorgeführt.“ (M.<br />

Langer) Wenn es um das Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl für den öffentlichen Raum geht, ist<br />

das größte Problem mit Sicherheit die starke Fluktuation <strong>der</strong> Bewohner <strong>und</strong> damit<br />

die ger<strong>in</strong>gere B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> neu H<strong>in</strong>zugezogenen. Auch das Entstehen e<strong>in</strong>er<br />

„richtigen“ <strong>Nachbarschaft</strong> wird schwierig (vgl. quantitative Auswertung:<br />

<strong>Nachbarschaft</strong> braucht Zeit).<br />

<strong>Sozialkapital</strong><br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wesentlichen Aufgaben des QM besteht dar<strong>in</strong>, an<strong>der</strong>e Akteure o<strong>der</strong> Orte<br />

im Kiez zu vernetzen. Dabei konnte das QM <strong>in</strong> beiden Kiezen auf schon<br />

bestehende Netzwerke anknüpfen <strong>und</strong> als „Katalysator“ (R. Fischer) <strong>der</strong>en<br />

Entwicklung wesentlich vorantreiben.<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene des Bezirks gab es am Anfang zwar Probleme <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

mit dem QM Sprengelkiez, aber <strong>in</strong>zwischen existiert e<strong>in</strong>e „Standleitung“ (M.<br />

Langer). Ebenso bemüht sich das QM Sold<strong>in</strong>er Kiez, mit allen Parteien (neutralen)<br />

Kontakt zu halten, wobei sie h<strong>in</strong>sichtlich Jugende<strong>in</strong>richtungen „Lobbyisten“ seien<br />

(R. Fischer).<br />

Das QM Sold<strong>in</strong>er Kiez arbeitet eng mit Schulen, KiTa’s, etablierten Institutionen<br />

wie das <strong>Nachbarschaft</strong>shaus Pr<strong>in</strong>zenallee, die Fabrik Osloer Straße, sowie<br />

Migrantenvere<strong>in</strong>en, die sonst nicht so präsent s<strong>in</strong>d, zusammen. Es gilt aber nicht,<br />

diese an das QM zu b<strong>in</strong>den, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> selbsttragendes Netzwerk aufzubauen. Die<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen Schulen <strong>und</strong> KiTa’s z.B. konnte hergestellt werden. Auch<br />

die <strong>Nachbarschaft</strong>se<strong>in</strong>richtung bemüht sich, mit Schulen, KiTa’s <strong>und</strong> Sportvere<strong>in</strong>en<br />

zu kooperieren, s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs von gegenwärtigen Sparmaßnahmen bedroht. Die<br />

Sportvere<strong>in</strong>e arbeiten schon stark mit den Schulen zusammen. Sie haben aber<br />

manchmal die Tendenz, etwas elitär zu se<strong>in</strong>; sie sollten sich stattdessen mehr für<br />

Randgruppen öffnen. Da die Vere<strong>in</strong>smitgliedschaft für viele e<strong>in</strong>e hohe Bürde<br />

darstellt, sollten sie mehr niedrigschwellige Angebote unterbreiten. Zudem gibt es<br />

im Moment noch e<strong>in</strong>e sehr starke Trennung zwischen türkischen, arabischen <strong>und</strong><br />

deutschen Vere<strong>in</strong>en. Seitens <strong>der</strong> Migrantenvere<strong>in</strong>e gibt es allerd<strong>in</strong>gs Vorbehalte<br />

gegen e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit. Wünschenswert wäre außerdem e<strong>in</strong>e Kooperation<br />

zwischen Kirchen <strong>und</strong> Moscheevere<strong>in</strong>en, da die Kirchen wichtige soziale<br />

Aufgaben erfüllen (u.a. KiTa’s, Altenheim unterhalten), die auch seitens <strong>der</strong><br />

Moscheevere<strong>in</strong>e denkbar <strong>und</strong> wünschenswert wären. „Es klappt nur dann mit <strong>der</strong><br />

Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong><br />

Geographisches Institut<br />

Arbeitsberichte<br />

Nr. 87 (2003)

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