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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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sich mehr um die Integration <strong>der</strong> bereits <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> lebenden Migranten bemühen,<br />

wobei „die Gr<strong>und</strong>haltung die Leute mitbr<strong>in</strong>gen. [...] wo immer ich h<strong>in</strong>komme [...],<br />

muss ich mich immer e<strong>in</strong>passen, das erwarten alle von mir, <strong>und</strong> das erwarte ich<br />

von den Leuten, die hierher kommen. [...] Das ich denen dabei helfe, ist klar, das<br />

geschieht me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach auch noch viel zu wenig...“ (M. Langer). Dagegen<br />

argumentiert Fischer, dass viele Deutsche die Integration als Assimilation<br />

verstehen, „...als e<strong>in</strong>e Leistung, die die Auslän<strong>der</strong> zu erbr<strong>in</strong>gen haben.“ Natürlich<br />

müssen die Bewohner nicht- deutscher Herkunft erkennen, dass sie trotz aller<br />

Unterschiede Teil dieser Gesellschaft s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> damit auch Verantwortung zu<br />

tragen haben, aber auch ihre Chancen erkennen <strong>und</strong> wahrnehmen sollten.<br />

Gleichzeitig allerd<strong>in</strong>gs sollten auch die Deutschen lernen, umzudenken, <strong>und</strong><br />

„...sich daran gewöhnen, dass hier Leute unterschiedlicher Herkunft<br />

zusammenwohnen.“ (R. Fischer)<br />

Wenn aber Jugendliche nicht- deutschen Ursprungs das Gefühl haben, dass ihnen<br />

bei <strong>der</strong> Berufswahl ke<strong>in</strong>e freie Entscheidung zukommt („Im Moment haben<br />

ausländische Jugendliche die Tendenz, zu sagen, Versicherungskaufmann kann ich<br />

eh nicht werden, weil ich ke<strong>in</strong>en Platz bekomme, weil ich ja Auslän<strong>der</strong> b<strong>in</strong>, weil ich<br />

eh ke<strong>in</strong>e Chance habe.“ R. Fischer), dann wird es sich schwierig gestalten, ihnen<br />

Verantwortung für e<strong>in</strong>e Gesellschaft zu übertragen, von <strong>der</strong> sie sich selbst<br />

ausgeschlossen fühlen.<br />

QM<br />

Das QM Sold<strong>in</strong>er Kiez konnte sich mittlerweile als Beratungs<strong>in</strong>stanz etablieren,<br />

<strong>und</strong> auch das QM Sprengelkiez trifft auf positive Resonanz (‚...na endlich passiert<br />

hier auch mal was...’). Durch die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anfangsphase stärker baulich orientierten<br />

Projekte s<strong>in</strong>d Ergebnisse sichtbar <strong>und</strong> werden auch wahrgenommen. Die langfristig<br />

wichtigeren sozialen Projekte sollen aber zunehmend den eigentlichen<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> QM- Arbeit darstellen (R. Fischer). Alle Projekte, die mit Kultur<br />

o<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n/ Jugendlichen <strong>in</strong> Berührung stehen, werden bereits sehr gut<br />

angenommen. (M. Langer)<br />

Herr Fischer beschreibt das QM als e<strong>in</strong> „Kont<strong>in</strong>uum von <strong>der</strong> Animation zur<br />

Mo<strong>der</strong>ation“, wobei er kritisch bewertet, dass sie im Sold<strong>in</strong>er Kiez nach drei<br />

Jahren noch zu dicht an <strong>der</strong> Animation seien. Es werde nun notwendig, die<br />

Prozesse zu verstetigen, da das QM nur e<strong>in</strong> temporäres Programm darstellt. Bei<br />

Projekten arbeitet das QM eng mit verschiedenen öffentlichen o<strong>der</strong> bereits<br />

etablierten Institutionen zusammen, aber auch mit Moscheevere<strong>in</strong>en, „...die nicht<br />

die erste Wahl als Ansprechpartner s<strong>in</strong>d“ (R. Fischer), o<strong>der</strong> Migrantenvere<strong>in</strong>en<br />

allgeme<strong>in</strong>. Beispielsweise im Glaskasten, <strong>der</strong> bisher noch wenig von ausländischen<br />

Besuchern angenommen wird, ist e<strong>in</strong> Amateurkonzert e<strong>in</strong>es türkischen Vere<strong>in</strong>s<br />

geplant, um dessen Mitglie<strong>der</strong> an den Ort heranzuführen. Lei<strong>der</strong> führt die Stellung<br />

des QM zwischen <strong>der</strong> Senats- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bezirksverwaltung zu e<strong>in</strong>em Konflikt, durch<br />

den bei vielen Projekten Kompromisse ausgehandelt werden müssen.<br />

Auch im Sprengelkiez gibt es Herr Langer zufolge „noch viel zu tun“. Bisher gab<br />

es bei den Projekten aus se<strong>in</strong>er Sicht ke<strong>in</strong>erlei Probleme, <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

müsse oft nicht arrangiert werden, son<strong>der</strong>n ergibt sich von selbst. Bei e<strong>in</strong>zelnen<br />

Projekten wie z.B. <strong>der</strong> Telux- Abenteuerspielplatz gestaltet sich die Vorarbeit des<br />

QM als nicht sehr schwierig, da Beteiligten vieles selbständig machen. Alles<br />

übernehmen können sie auch nicht, „das schaffen wir personell nicht.“ (M.<br />

Langer) Die Bewohner nehmen wahr, dass <strong>der</strong> Senat mittels des QM bemüht ist, an<br />

Schwerpunkten etwas zu verän<strong>der</strong>n, <strong>und</strong> dessen F<strong>in</strong>anzknappheit ist ihnen bewusst.<br />

Auch habe sich <strong>der</strong> Kontakt <strong>und</strong> die Problemwahrnehmung zwischen Bewohnern<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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