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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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Befragten gab ke<strong>in</strong>er die Kategorie „eher unwohl“ o<strong>der</strong> „sehr unwohl“ an. Dies ist<br />

auch auf den ger<strong>in</strong>gen Stichprobenumfang zurückzuführen. K<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Haushalte<br />

unter 18 Jahren fühlen sich unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit weniger<br />

wohl. Was den Familien die Ruhe wert ist, ist für an<strong>der</strong>e zu ruhig. Jedoch fühlen<br />

sich 84% <strong>der</strong> k<strong>in</strong><strong>der</strong>losen ausländischen Haushalte im Kiez wohl, während<br />

k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Deutsche zu 76% angeben, sich „sehr wohl“ bis „eher wohl“ zu fühlen.<br />

Der Sprengelkiez bietet Familien sche<strong>in</strong>bar angenehmere Lebensbed<strong>in</strong>gungen als<br />

<strong>der</strong> Sold<strong>in</strong>er Kiez. Vor allem Auslän<strong>der</strong> wohnen gerne im Sparrplatzkiez. Dieser<br />

Unterschied gründet vermutlich auf verschiedenen Ursachen. Der Sprengelkiez ist<br />

z.B. verkehrsberuhigter als das Untersuchungsgebiet Sold<strong>in</strong>er-/ Wollankstraße,<br />

deshalb müssen Eltern weniger Angst um ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben, wenn diese auf <strong>der</strong><br />

Straße spielen. Im Sold<strong>in</strong>er Kiez kommt es zu Schlägereien unter Jugendlichen,<br />

solche Nachrichten verunsichern Eltern <strong>und</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>n das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>der</strong><br />

Familie im Sold<strong>in</strong>er Kiez, da sie Angst um ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> bekommen.<br />

Generalisiertes Vertrauen<br />

Wieviel Vertrauen haben Familien <strong>in</strong> ihre Umgebung, <strong>und</strong> teilen sie die Normen<br />

ihrer Umwelt? Ist also die Basis für <strong>Sozialkapital</strong> vorhanden?<br />

Die folgenden Analysen ergaben aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er zu ger<strong>in</strong>gen Stichprobe ke<strong>in</strong>en<br />

statistischen Zusammenhang. Es lässt sich an ihnen dennoch abschätzen, welche<br />

Art von Verhältnis Familien zu ihrer Umgebung haben <strong>und</strong> <strong>in</strong>wieweit sie sich dar<strong>in</strong><br />

von Befragten ohne K<strong>in</strong><strong>der</strong> unterscheiden. Generalisiertes Vertrauen <strong>und</strong><br />

geme<strong>in</strong>same Normen s<strong>in</strong>d die Vorraussetzung dafür, dass <strong>Sozialkapital</strong> entstehen<br />

kann <strong>und</strong> bestehen bleibt.<br />

Vertrauen zwischen Kiezbewohnern ermöglicht <strong>und</strong> stabilisiert kooperative<br />

Beziehungen (vgl. Kapitel 4.2.2). Diese kann man für geme<strong>in</strong>same Aktivitäten im<br />

Kiez nutzen <strong>und</strong> hierdurch e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbed<strong>in</strong>gungen im Kiez<br />

erreichen. Im folgenden Abschnitt wird nach Kiezen unterschieden <strong>und</strong> die Frage<br />

nach generalisiertem Vertrauen anhand zweier, im Fragebogen vorgegebener<br />

Aussagen untersucht: „Die meisten Leute hier im Kiez sche<strong>in</strong>en mir sehr<br />

rücksichtsvoll zu se<strong>in</strong>“ <strong>und</strong> „In brenzligen Situationen kann ich auf die Hilfe<br />

me<strong>in</strong>er Mitmenschen im Kiez zählen.“<br />

Die zweite Aussage nach e<strong>in</strong>er für möglich gehaltenen Hilfeleistung <strong>in</strong><br />

Notsituationen setzt stärkeres, generalisiertes Vertrauen voraus. Die Befragten<br />

konnten „stark zustimmen“(1), „zustimmen“(2), „unentschieden“(3) se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> die<br />

Aussagen „ablehnen“ (4) o<strong>der</strong> „stark ablehnen“(5).<br />

Im Sold<strong>in</strong>er Kiez lehnen Familien (57%) häufiger als k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Haushalte (50%)<br />

die Aussage ab, dass e<strong>in</strong>e rücksichtsvolle Atmosphäre im Kiez herrscht (Antwort 4<br />

<strong>und</strong> 5). Die Diskrepanz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewertung des Kiezes durch Familien <strong>und</strong><br />

k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Haushalte könnte vor allem daran liegen, dass Familien stärker auf<br />

Hilfeleistungen angewiesen s<strong>in</strong>d. Zudem registrieren sie zusätzlich, wie man sich<br />

ihrem K<strong>in</strong>d gegenüber verhält. Wer mehr Hilfe braucht, wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nicht so<br />

hilfsbereiten Umgebung öfters enttäuscht als <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> sie nicht benötigt.<br />

Untersucht man generalisiertes Vertrauen auf e<strong>in</strong>er abstrakteren, aber mehr<br />

Vertrauen vorraussetzenden Ebene (Hilfe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er potentiellen Notsituation), so<br />

zeigt sich, dass <strong>der</strong> Unterschied zwischen Familien <strong>und</strong> k<strong>in</strong><strong>der</strong>losen Haushalten<br />

verschw<strong>in</strong>det. Generalisiertes Vertrauen im Bezug auf ihr soziales Umfeld ist also<br />

<strong>in</strong> beiden Gruppen am Sold<strong>in</strong>er Platz <strong>in</strong> ähnlicher Größe vorhanden.<br />

Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong><br />

Geographisches Institut<br />

Arbeitsberichte<br />

Nr. 87 (2003)

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