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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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Betrachtet man bei <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Relevanz nachbarschaftlicher Beziehungen<br />

die deutsche Bevölkerung getrennt von den MigrantInnen, so fällt auf, dass von<br />

Letzteren 47,4 % mit „sehr wichtig“ geantwortet haben. Unter den deutschen<br />

Befragten empf<strong>in</strong>den dagegen lediglich 30,4 % nachbarschaftliche Kontakte als<br />

„sehr wichtig“.<br />

Dies mag sich aus den unterschiedlichen kulturellen Verständnissen ableiten. Die<br />

(türkischen) MigrantInnen verfügen oft über enge lokale Familien- <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong>schaftsstrukturen <strong>und</strong> haben bereits meist gut funktionierende soziale<br />

Netzwerke aufgebaut. Das liegt e<strong>in</strong>erseits an <strong>der</strong> Notwendigkeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ferne sich<br />

gegenseitig zu unterstützen (B<strong>in</strong>nen<strong>in</strong>tegration), an<strong>der</strong>seits bestehen traditionell<br />

engere (Familien-)Verflechtungen. So gab e<strong>in</strong> Befragter an, es habe e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e<br />

Beerdigung f<strong>in</strong>anziert werden müssen, die betroffene Familie hätte aber nicht das<br />

Geld für die Überführung des Verstorbenen <strong>in</strong> die Türkei gehabt. In nur e<strong>in</strong>em<br />

Vormittag hätte man das Geld zusammengehabt. Je<strong>der</strong> Bewohner aus dem Kiez<br />

hätte soviel gegeben wie es nach se<strong>in</strong>en Mitteln möglich war. Dies ist e<strong>in</strong> Beispiel<br />

für weit über die durchschnittlichen Erwartungen an <strong>Nachbarschaft</strong> h<strong>in</strong>ausgehende<br />

Hilfen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> herausragendes Exempel für den Nutzen von <strong>Sozialkapital</strong>. E<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong>art gut funktionierendes soziales Netzwerk wird es unter den deutschen<br />

Kiezbewohnern vermutlich nur selten geben.<br />

Diese Stärke könnte auch gleichzeitig e<strong>in</strong>e Ursache dafür se<strong>in</strong>, dass die<br />

unterschiedlichen ethnischen Gruppen eher neben- anstatt mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> leben.<br />

Tabelle 10: Relevanz nachbarschaftlicher Beziehungen – „Staatszugehörigkeit“/<br />

Sold<strong>in</strong>er Kiez<br />

Relevanz nachbarschaftlicher Beziehungen<br />

sehr wichtig<br />

(n = 103)<br />

wichtig<br />

(n = 102)<br />

wichtig<br />

<strong>und</strong> sehr<br />

wichtig<br />

gesamt<br />

wenig<br />

wichtig<br />

(n = 38)<br />

Unwichtig<br />

(n = 16)<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

Angabe<br />

(n = 2)<br />

Absolut<br />

(n = 261)<br />

Deutsche<br />

36,4 41,5 77,9 15,4 5,6 1,0 195<br />

48,5 31,8 80,3 12,1 7,6 0,0 66<br />

Quelle: eigene Erhebung Wedd<strong>in</strong>g 2002<br />

Tabelle 11: Relevanz nachbarschaftlicher Beziehungen – „Staatszugehörigkeit“/<br />

Sprengelkiez/ Sparrplatz<br />

Relevanz nachbarschaftlicher Beziehungen<br />

sehr wichtig<br />

(n = 67)<br />

wichtig<br />

(n = 100)<br />

wichtig<br />

<strong>und</strong> sehr<br />

wichtig<br />

gesamt<br />

wenig<br />

wichtig<br />

(n = 46)<br />

Unwichtig<br />

(n = 16)<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

Angabe<br />

(n = 5)<br />

Absolut<br />

(n = 234)<br />

Deutsche<br />

Auslän<strong>der</strong>Innen<br />

Auslän<strong>der</strong>Innen<br />

24,2 44,1 66,3 22,6 7,5 1,6 186<br />

45,8 37,5 83,3 8,3 4,2 4,2 48<br />

Quelle: eigene Erhebung Wedd<strong>in</strong>g 2002<br />

Im Vergleich <strong>der</strong> beiden Kieze zeigt sich, dass im Sold<strong>in</strong>er Kiez <strong>der</strong> <strong>Nachbarschaft</strong><br />

unabhängig von <strong>der</strong> Staatsbürgerschaft e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung beigemessen wird.<br />

Für den Sprengelkiez/ Sparrplatz gilt jedoch, dass Deutsche <strong>und</strong> Auslän<strong>der</strong><br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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