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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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nichtdeutschen Bevölkerung anzutreffende – Anzahl K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Letztere wirken nach<br />

HAMM sehr nachbarschaftsstabilisierend. Auch die Auswirkungen <strong>der</strong> Abnahme<br />

staatlicher Leistungen, wie sie <strong>in</strong> These Nr. 6 beschrieben wird, lassen sich an den<br />

beiden QM- Gebieten Sold<strong>in</strong>er Kiez <strong>und</strong> Sprengelkiez/ Sparrplatz festmachen. Es<br />

ist zwar e<strong>in</strong> gesamtdeutsches Phänomen, dass staatliche Sozialleistungen<br />

abnehmen, doch kann man behaupten, dass Gebiete, wie die von uns untersuchten,<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>und</strong> doppelt davon betroffen s<strong>in</strong>d:<br />

E<strong>in</strong>mal s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> vorzuf<strong>in</strong>denden Bevölkerungsstruktur soziale Leistungen<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig – auf jeden Fall wichtiger als <strong>in</strong> sozial stabileren Gebieten - <strong>und</strong><br />

außerdem werden <strong>in</strong> sowieso benachteiligten Gebieten Leistungen noch schneller<br />

abgezogen als <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en, da auf sozialschwächere nicht <strong>der</strong> öffentliche Fokus<br />

gerichtet ist (z.B. werden die Untersuchungsgebiete nicht so häufig von <strong>der</strong> BSR<br />

frequentiert wie jene für Wirtschaft, Politik, Tourismus wichtigen Bereiche). These<br />

Nr. 9, die besagt, dass die Wohnbevölkerung <strong>in</strong> städtischen Gebieten relativ<br />

homogen zusammengesetzt ist, kann man <strong>in</strong> bezug auf die von uns untersuchten<br />

Gebiete nur teilweise zustimmen. Die Wohnbevölkerung bezogen auf den sozialen<br />

Status ist relativ homogen, d.h. <strong>in</strong> diesem Fall, dass <strong>in</strong> den besagten Gebieten<br />

überwiegend Sozialschwache wohnen. Doch kann man nicht davon ausgehen, dass<br />

die gleiche Homogenität auf die Stellung im Lebenszyklus <strong>und</strong> schon gar nicht auf<br />

den ethnisch-kulturellen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zutrifft.<br />

3.1.2.3 Bestimmungsgründe für nachbarschaftliches Verhalten<br />

Nach HAMM s<strong>in</strong>d die Bestimmungsgründe dafür, welches „nachbarliche“<br />

Verhalten an e<strong>in</strong>em bestimmten Ort zu e<strong>in</strong>er bestimmten Zeit erwartet werden<br />

kann, vielfältig (HAMM 1998: 176).<br />

Als Siedlungssoziologe macht HAMM die Bestimmungsgründe für<br />

nachbarschaftliches Verhalten an „ärmeren“ Quartieren fest. Er geht generell davon<br />

aus, dass städtische Armut <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit zunimmt, so dass es dann zu e<strong>in</strong>er<br />

Subkultur <strong>der</strong> Armut kommen wird, wenn relativ mittellose Familien den großen<br />

Teil <strong>der</strong> Bevölkerung e<strong>in</strong>es Gebietes ausmachen. Diese Subkultur be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>tensivere gegenseitige Hilfe, denn „wer arm ist, ist auch weniger mobil, für den<br />

wird <strong>Nachbarschaft</strong> e<strong>in</strong> zunehmend wichtiger Bezugspunkt“ (HAMM 1998: 177).<br />

Doch neben diesem sche<strong>in</strong>bar positiven Aspekt <strong>der</strong> städtischen Armut können auch<br />

an<strong>der</strong>e, „abweichende“ Verhaltensweisen <strong>in</strong> weniger begünstigten Quartieren<br />

geför<strong>der</strong>t werden, so z.B. die Verteidigung <strong>der</strong> <strong>Nachbarschaft</strong> vor L<strong>in</strong>ken o<strong>der</strong><br />

Auslän<strong>der</strong>n, was unweigerlich zur Ghettobildung führt (HAMM 1998: 178). Doch<br />

Segregation ist nicht nur e<strong>in</strong> Phänomen ärmerer Quartiere, <strong>in</strong> reichen<br />

Villenvororten kann es genauso zu e<strong>in</strong>er „gesellschaftlichen Entsolidarisierung“<br />

kommen. HAMM vertritt die Me<strong>in</strong>ung, dass viele <strong>der</strong> Faktoren, an denen sich die<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Bevölkerung städtischer Wohnquartiere <strong>und</strong> ihre<br />

Lebensumstände entscheiden, lokal nicht zu steuern s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> von überlokalen<br />

Entwicklungen abhängen.<br />

3.1.2.4 <strong>Nachbarschaft</strong>: e<strong>in</strong> künftiges Politikfeld<br />

Nach HAMM s<strong>in</strong>d regionale Polarisierungen <strong>in</strong> den Städten zu erwarten, <strong>und</strong> die<br />

öffentlichen Sozialsysteme werden nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, diese Diskrepanzen<br />

aufzufangen. Als Folge davon wird es zu großräumigen Polarisierungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

hohen Arbeitslosigkeitsquote kommen. Es gibt verschiedene Ansätze, dieser<br />

sozialen Segregation entgegenzuwirken: Auf <strong>der</strong> supra- lokalen Ebene muss man<br />

sich darauf e<strong>in</strong>stellen, dass es <strong>in</strong> Zukunft ke<strong>in</strong>e Vollbeschäftigung mehr geben<br />

wird, während sich die Städte <strong>in</strong>frastrukturell auf e<strong>in</strong>e hohe Arbeitslosigkeit, die<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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