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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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149<br />

untersucht. Diese Frage ermöglicht festzustellen, wie stark die Identität <strong>der</strong><br />

Familien mit den von ihnen bewohnten Kiezen ist. Lokale Identität ist e<strong>in</strong>e<br />

Zusatzvoraussetzung für die Bildung von lokalem <strong>Sozialkapital</strong>. E<strong>in</strong>e starke<br />

B<strong>in</strong>dung an das eigene Wohngebiet vermehrt das Interesse an <strong>und</strong> das Engagement<br />

für e<strong>in</strong>e positive Entwicklung des Kiezes.<br />

Tabelle 69: Wegzugsgründe von Familien aus den Untersuchungsgebieten<br />

Gründe für Wegzug 1<br />

K<strong>in</strong>d Arbeit Kiez<br />

Wohnu<br />

ng<br />

Umfeld/<br />

Haus<br />

Ins<br />

Grüne<br />

Ausländ<br />

er<br />

pers.<br />

Sparr Abs. 9 2 20 7 2 5 3 0 48<br />

platz-<br />

Kiez % 19% 4% 42% 15% 4% 10% 6% 0%<br />

Sold<strong>in</strong>er Abs. 18 2 32 8 2 0 10 2 74<br />

Kiez % 24% 3% 43% 11% 3% 0% 14% 3%<br />

Quelle : Bewohnerbefragung Wedd<strong>in</strong>g 2002<br />

Abso<br />

lut<br />

(n)<br />

Im Sold<strong>in</strong>er Kiez wünschen sich 58% <strong>der</strong> Haushalte mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en Wegzug<br />

aus dem Kiez, nur 42% wollen im Kiez wohnen bleiben. Im Vergleich dazu<br />

bevorzugen nur 43% <strong>der</strong> k<strong>in</strong><strong>der</strong>losen Haushalte e<strong>in</strong>en Wegzug, während 57%<br />

weiter im Kiez wohnen bleiben möchten. Die am häufigsten genannten Gründe<br />

s<strong>in</strong>d kiezbed<strong>in</strong>gt, dabei wurden vor allem <strong>der</strong> viele Müll, die Lautstärke, die<br />

Krim<strong>in</strong>alität <strong>und</strong> e<strong>in</strong> niedriges soziales Niveau kritisiert. Zudem erhoffen die<br />

Familien, durch e<strong>in</strong>en potenziellen Umzug e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Lebens- <strong>und</strong><br />

Ausbildungsverhältnisse für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu erreichen.<br />

Im Sparrplatz- Kiez gibt es ke<strong>in</strong>en statistischen Zusammenhang zwischen<br />

Wegzugsabsichten <strong>und</strong> Haushalt mit o<strong>der</strong> ohne K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Dementsprechend<br />

vorsichtig s<strong>in</strong>d die Ergebnisse zu bewerten. Hier möchten nur 38% <strong>der</strong> Familien<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wegziehen, 61,5% möchten bleiben. Bei den Haushalten ohne K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

tragen sich nur 35% mit Wegzugsabsichten, 64,5% möchten im Kiez wohnen<br />

bleiben. Die Wegzugsgründe s<strong>in</strong>d wie im Sold<strong>in</strong>er Kiez kiezbed<strong>in</strong>gt o<strong>der</strong> betreffen<br />

die Lebens- <strong>und</strong> Ausbildungsverhältnisse für K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Der Sold<strong>in</strong>er Kiez ist gefährdet, existierendes <strong>Sozialkapital</strong> durch den Wegzug von<br />

Familien zu verlieren. E<strong>in</strong> solcher Verlust wäre für den Kiez <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Entwicklung problematisch, da Familien sich beson<strong>der</strong>s häufig ehrenamtlich im<br />

Sold<strong>in</strong>er Kiez engagieren <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus Teil enger lokaler/<br />

nachbarschaftlicher Netzwerke s<strong>in</strong>d, somit lokales <strong>Sozialkapital</strong> besitzen. Die<br />

Wegzugsabsichten korrespondieren im Sold<strong>in</strong>er Kiez mit e<strong>in</strong>em mangelnden<br />

„Wohlfühlen“ <strong>der</strong> Familien im Untersuchungsgebiet. Auch wenn <strong>der</strong> Sparrplatz-<br />

Kiez weniger durch e<strong>in</strong>en Wegzug <strong>der</strong> Familien gefährdet ist, so s<strong>in</strong>d die von den<br />

Befragten angesprochen Probleme ähnlicher Natur. Durch ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> treten<br />

Familien an vielen Stellen mit ihrer Umgebung <strong>in</strong> Kontakt, sie s<strong>in</strong>d mehr auf e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>takte Umgebung angewiesen <strong>und</strong> nehmen schneller <strong>der</strong>en Probleme war. Ihre<br />

geäußerten Kritikpunkte sollten unbed<strong>in</strong>gt ernst genommen werden.<br />

Ergebnis: Die These, dass es mit e<strong>in</strong>em hohen Anteil an Familien im Kiez auch<br />

mehr (potenzielles) <strong>Sozialkapital</strong> gibt, hat sich durch die Auswertung <strong>der</strong><br />

Befragungsergebnisse bestätigt.<br />

1 Mehrfachnennungen waren erlaubt.<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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