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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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Gesamtberl<strong>in</strong>er Durchschnitt von etwa 81% (STATISTISCHES JAHRBUCH<br />

BERLIN 2001: 349). Diese Struktur <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>stbetriebe spiegelt sich<br />

auch <strong>in</strong> den beiden hier untersuchten Kiezen wi<strong>der</strong>: So beträgt im Quartier<br />

Sparrplatz <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> E<strong>in</strong>- Personen- Betriebe ca. 25%, <strong>der</strong> Betriebe mit zwei<br />

bis vier Mitarbeitern etwa 50% (BBJ SERVICE gGmbH 2000: 9). Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

besteht <strong>in</strong> beiden Gebieten e<strong>in</strong>e monofunktionelle Branchenstruktur, die sich<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch e<strong>in</strong>en hohen Anteil von E<strong>in</strong>zelhandelsgeschäften <strong>und</strong><br />

Gastgewerbee<strong>in</strong>richtungen auszeichnet (vgl. Karte im Anhang). Im Quartier<br />

Sparrplatz entfallen auf den Groß- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelhandel 33% <strong>und</strong> auf Gaststätten 25%<br />

(vgl. BBJ SERVICE gGmbH 2000: 12). Betriebe des Produzierenden Gewerbes<br />

s<strong>in</strong>d dagegen deutlich unterrepräsentiert <strong>und</strong> verteilen sich auf Branchen, die ke<strong>in</strong>e<br />

Wachstumsentwicklungen erwarten können, wie z.B. das Baugewerbe. Im Quartier<br />

Sparrplatz beträgt <strong>der</strong> Anteil des Baugewerbes am Produzierenden Gewerbe über<br />

57%, im Quartier Sold<strong>in</strong>erstr./ Wollankstr. immerh<strong>in</strong> noch 39% (vgl. BBJ<br />

SERVICE gGmbH 2000: 12 sowie Angaben des Quartiersmanagements<br />

Sold<strong>in</strong>erstr./ Wollankstr.).<br />

Die Betriebsgrößen- <strong>und</strong> Branchenstruktur schafft nur äußerst ger<strong>in</strong>ge<br />

Multiplikatoreffekte. Innovationen s<strong>in</strong>d auf diese Weise kaum zu erwarten. Auf<br />

den Zusammenhang zwischen Betriebsgröße <strong>und</strong> Innovationsbereitschaft <strong>und</strong> -<br />

fähigkeit von Berl<strong>in</strong>er Unternehmen wurde bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie <strong>der</strong> IHK<br />

h<strong>in</strong>gewiesen. Demnach bedeutet das Fehlen e<strong>in</strong>es ausgeprägten Mittelstandes<br />

erhebliche Wettbewerbsnachteile, da sich die kle<strong>in</strong>en Betriebe hauptsächlich aus<br />

Kostengründen e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung ihrer Produkte <strong>und</strong> Prozessabläufe nicht<br />

leisten können (vgl. EICKELPASCH, A./I. PFEIFFER 1997). Für viele Betriebe<br />

stellt das Facharbeiterangebot ke<strong>in</strong>en Standortfaktor dar, da v.a. im<br />

Gastronomiegewerbe Ungelernte e<strong>in</strong>gesetzt werden können. Im Quartier Sparrplatz<br />

beträgt <strong>der</strong> Anteil von Ungelernten an den Beschäftigten 32% (vgl. BBJ SERVICE<br />

gGmbH 2000: 23). Somit wird auch kaum <strong>in</strong> Ausbildungskapazitäten <strong>in</strong>vestiert, da<br />

neben hohen Kosten auch nur unzureichende Ausbildungsmöglichkeiten bestehen.<br />

Die Branchenstruktur hat zudem Auswirkungen auf die Größe des Absatzgebietes:<br />

Während Zulieferbetriebe überwiegend aus dem gesamten Stadtgebiet kommen,<br />

rekrutieren sich die K<strong>und</strong>enpotentiale hauptsächlich aus dem eigenen Stadtbezirk<br />

(vgl. BBJ SERVICE gGmbH 2000: 22). Damit werden e<strong>in</strong>erseits die Nutzung<br />

endogener wirtschaftlicher Potentiale <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits Betriebserweiterungen<br />

erschwert.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Problem stellt die hohe Fluktuation <strong>der</strong> Unternehmen dar, die sich<br />

neben dem jungen Betriebsalter auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutlichen Anteil leerstehen<strong>der</strong><br />

Gewerbeflächen äußert. Im Quartier Sparrplatz erfolgte die Betriebsgründung bei<br />

zwei Drittel <strong>der</strong> Unternehmen erst <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren (vgl. BBJ SERVICE<br />

gGmbH 2000: 15). Die Leerstände s<strong>in</strong>d räumlich ungleichmäßig verteilt, aber <strong>in</strong><br />

beiden Quartieren deutlich ausgeprägt (vgl. Karte im Anhang). Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Dom<strong>in</strong>anz <strong>der</strong> Wohn- gegenüber <strong>der</strong> Gewerbefunktion im Quartier Sparrplatz<br />

ersche<strong>in</strong>en die Leerstände <strong>in</strong> diesem Gebiet wesentlich höher, da sie sich hier<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf die zentrale Lage um die Sprengelstraße konzentrieren.<br />

Insgesamt kann die Qualität <strong>der</strong> lokalen Ökonomie <strong>in</strong> beiden Gebieten als (noch)<br />

zufriedenstellend bezeichnet werden. Allerd<strong>in</strong>gs deuten Entwicklungstendenzen<br />

eher auf e<strong>in</strong>e Verschlechterung h<strong>in</strong>, da die strukturellen Probleme bislang nicht<br />

durch die Arbeit des Quartiersmanagements behoben werden konnten. Zusätzlich<br />

geraten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die kle<strong>in</strong>en Unternehmen aufgr<strong>und</strong> des hohen<br />

Wettbewerbsdruckes außerhalb <strong>der</strong> Quartiere <strong>in</strong> Gefahr, ihren Standort im Stadtteil<br />

aufgeben zu müssen. Für das Gebiet Sold<strong>in</strong>erstraße/ Wollankstraße stellt das<br />

Rathauscenter Pankow e<strong>in</strong> Konkurrenzpotential dar, das <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong><br />

Geographisches Institut<br />

Arbeitsberichte<br />

Nr. 87 (2003)

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