06.11.2013 Aufrufe

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

89<br />

E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er wichtiger Gr<strong>und</strong>, <strong>der</strong> <strong>in</strong> beiden Kiezen benannt wurde, ist ke<strong>in</strong>en o<strong>der</strong><br />

nur wenig Kontakt zu den Nachbarn zu haben.<br />

Da e<strong>in</strong>e gut funktionierende <strong>Nachbarschaft</strong> e<strong>in</strong>e stabilisierende Wirkung für e<strong>in</strong><br />

Stadtviertel mit sich br<strong>in</strong>gt, ist es <strong>in</strong>teressant zu betrachten, wie <strong>in</strong>tensiv die<br />

nachbarschaftlichen Beziehungen s<strong>in</strong>d. Se<strong>in</strong>e NachbarInnen kann man sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel nicht aussuchen, man kann ihnen auch nicht aus dem Weg gehen. Trotz <strong>der</strong><br />

großen räumlichen Nähe <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er Mietskasernen <strong>und</strong> Neubauten <strong>der</strong> sechziger<br />

Jahre, wie sie im Wedd<strong>in</strong>g das Stadtbild prägen, sche<strong>in</strong>t die Distanz zu den<br />

NachbarInnen groß zu se<strong>in</strong>. In diesem Abschnitt soll auf die tatsächlich<br />

stattf<strong>in</strong>denden nachbarschaftlichen Kontakte <strong>und</strong> Aktivitäten e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

Die folgende Tabelle zeigt, wieviel Zeit die Befragten pro Woche ungefähr mit<br />

ihren NachbarInnen verbr<strong>in</strong>gen.<br />

Tabelle 15: Kontakt<strong>in</strong>tensität (geme<strong>in</strong>sam verbrachte Zeit pro Woche) zwischen den<br />

NachbarInnen<br />

Kontakt<strong>in</strong>tensität<br />

Prozent <strong>der</strong> Befragten<br />

Praktisch gar ke<strong>in</strong>e Zeit 16,6<br />

Weniger als 0,5 St<strong>und</strong>en 37,9<br />

0,2 bis 0,5 St<strong>und</strong>en 23,1<br />

2 bis 5 St<strong>und</strong>en 13,6<br />

mehr als 5 St<strong>und</strong>en 8,3<br />

weiß ich nicht 0,6<br />

(Frage: Wie viel Zeit verbr<strong>in</strong>gen Sie durchschnittlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche mit ihren Nachbarn)<br />

Die meisten <strong>der</strong> befragten Wedd<strong>in</strong>ger verbr<strong>in</strong>gen nur wenig Zeit pro Woche mit<br />

ihren NachbarInnen. Dies s<strong>in</strong>d Kontakte, die nicht viel über e<strong>in</strong> „Sich- Grüßen“<br />

h<strong>in</strong>ausgehen <strong>und</strong> kurze Gespräche im Treppenhaus, am Briefkasten o<strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />

Mülltonne be<strong>in</strong>halten. Immerh<strong>in</strong> fast e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> Befragten s<strong>in</strong>d bei e<strong>in</strong>em<br />

Treffen mit den NachbarInnen <strong>in</strong> längere Gespräche verwickelt, jedoch mehr als<br />

ebenso viele haben so gut wie ke<strong>in</strong>en Kontakt mit den NachbarInnen. .<br />

Setzt man die Existenz e<strong>in</strong>er Hausgeme<strong>in</strong>schaft im Wohnhaus <strong>der</strong> Befragten <strong>und</strong><br />

die tatsächlich mit den Nachbarn verbrachte Zeit <strong>in</strong>s Verhältnis, zeigt sich, dass <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Tat diejenigen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hausgeme<strong>in</strong>schaft leben, mehr Zeit mit den<br />

NachbarInnen verbr<strong>in</strong>gen. Das Treffen <strong>der</strong> Bewohner geht über längere<br />

Treppenhausgespräche h<strong>in</strong>aus. Diejenigen, die sagten, dass sie <strong>in</strong> ihrem Haus eher<br />

ke<strong>in</strong>e Hausgeme<strong>in</strong>schaft existiert, verbr<strong>in</strong>gen deutlich weniger Zeit mit den<br />

NachbarInnen. So antworten r<strong>und</strong> 20 Prozent dieser Personen mit „Praktisch gar<br />

ke<strong>in</strong>e Zeit“ <strong>und</strong> mehr als 45 Prozent halten sich nur unter e<strong>in</strong>er halben St<strong>und</strong>e pro<br />

Woche mit den NachbarInnen auf. Die Beziehungen gehen <strong>in</strong> dem Fall nicht viel<br />

über das „Sich- Grüßen“ h<strong>in</strong>aus.<br />

Um nachbarschaftliches Potential auszubauen, müssen Antworten auf die<br />

folgenden Fragen gef<strong>und</strong>en werden: Wie kann e<strong>in</strong> Kontakt, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Vertrauen<br />

ermöglicht, hergestellt werden? Was können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Haus für geme<strong>in</strong>same<br />

Aktivitäten stattf<strong>in</strong>den, welche die Vertrauensbereitschaft <strong>und</strong> den Kontakt an sich<br />

erhöhen?<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e wichtige Frage auf die Antwort, wie stark <strong>in</strong> den Kiezen das Vertrauen<br />

ausgeprägt ist, ist die Frage nach <strong>der</strong> Wechselseitigkeit von Hilfeleistungen<br />

zwischen Nachbarn. Es zeigt sich, dass sich fast 16 Prozent aller Befragten sehr<br />

häufig <strong>und</strong> 32 Prozent zum<strong>in</strong>dest ab <strong>und</strong> zu gegenseitig aushelfen. Die<br />

<strong>Nachbarschaft</strong>shilfe weist somit e<strong>in</strong>e starke Reziprozität auf. Vorraussetzung für<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!