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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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125<br />

höhere Erwartung an ihre Nachbarn stellen. Auf die Frage "Was erwarten sie von<br />

ihren Nachbarn ganz allgeme<strong>in</strong>?" gab es bei ke<strong>in</strong>er Antwortvorgabe (von "Nichts"<br />

bis "Geme<strong>in</strong>same Freizeitgestaltung") signifikante Unterschiede zwischen<br />

Deutschen <strong>und</strong> Auslän<strong>der</strong>n, o<strong>der</strong> speziell zwischen Deutschen <strong>und</strong> Türken.<br />

Bei <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung gibt es im Gegensatz zu Auslän<strong>der</strong>n ke<strong>in</strong>e<br />

Abweichungen von <strong>der</strong> "Wie du mir so ich dir"-Norm <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Nachbarschaft</strong>. Die<br />

Anzahl <strong>der</strong> "sehr häufig" erbrachten Leistungen ist ger<strong>in</strong>ger als bei Bürgern an<strong>der</strong>er<br />

Nationalitäten. Daraus ist jedoch nicht ableitbar, ob Bürger nur deutscher<br />

Nationalität die Empfänger <strong>der</strong> Überschussleistungen s<strong>in</strong>d. Das sche<strong>in</strong>t durch die<br />

bestätigte Internalisierung <strong>der</strong> Reziprozitätsnorm ausgeschlossen. Die höhere Zahl<br />

erbrachter Leistungen bei Auslän<strong>der</strong>n lässt nur vermuten, dass <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

ausländischen Netzwerke mehr Austauschhandlungen stattf<strong>in</strong>den als <strong>in</strong>nerhalb<br />

deutscher Netzwerke.<br />

Betrachtet man die Türken wie<strong>der</strong> isoliert, so f<strong>in</strong>det sich <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> für die<br />

Häufigkeit <strong>und</strong> Unausgeglichenheit im traditionellem Familienbild <strong>der</strong> Türken, die<br />

vor allem mit ihren Verwandten <strong>in</strong> den beiden Kiezen leben. Die dortige<br />

gegenseitige Unterstützung <strong>und</strong> Fürsorge <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Familie hält während des<br />

ganzen Lebens, auch wird Besitz wird kaum getrennt. Türken s<strong>in</strong>d bereit, etwa für<br />

die Hochzeit e<strong>in</strong>es Bru<strong>der</strong>s größere Geldsummen zu geben, ohne Gegenleistungen<br />

dafür zu erwarten 25 . Das steht <strong>der</strong> Theorie von <strong>Sozialkapital</strong> nicht entgegen.<br />

Abbildung 22a <strong>und</strong> b: "Wie du mir so ich dir" - Norm bei ausländischen Bürgern<br />

Sold<strong>in</strong>er Kiez: Hilfeleistungen aus Sicht <strong>der</strong> Befragten<br />

ausländischer Herkunft (n=61)<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Sehr häufig Ab <strong>und</strong> zu Sehr selten Gar nicht Weiß nicht<br />

Nachbarn --> Interviewter<br />

Interviewter --> Nachbarn<br />

Sparrplatz: Hilfeleistungen aus Sicht <strong>der</strong> Befragten<br />

ausländischer Herkunft (n=45)<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Sehr häufig Ab <strong>und</strong> zu Sehr selten Gar nicht Weiß nicht<br />

Nachbarn --> Interviewter<br />

Interviewter --> Nachbarn<br />

Quelle: Bewohnerbefragung Wedd<strong>in</strong>g 2002<br />

25<br />

M , ÇINAR T (HRSG) 1998 (2, überarb. Aufl.): Das türkische Berl<strong>in</strong>. Berl<strong>in</strong>: Auslän<strong>der</strong>beauftragte des<br />

Senats von Berl<strong>in</strong>. S.33.<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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