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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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verfügen (siehe Tab. 54a <strong>und</strong> b). Bei e<strong>in</strong>er Untersuchung <strong>der</strong> arbeitslosen<br />

Befragten ergab sich im Sold<strong>in</strong>er Kiez ebenfalls e<strong>in</strong> deutlicher Unterschied. Die<br />

arbeitslosen Befragten hatten zu 63,3% gute Fre<strong>und</strong>e vor Ort. Im Sparrplatz- Kiez<br />

lag <strong>der</strong> Wert nur um 0,2 Prozentpunkte über dem <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung.<br />

Diese Unterschiede verblüffen zunächst nicht. Auslän<strong>der</strong> <strong>und</strong> Arbeitslose gelten als<br />

sogenannte Problembevölkerung, s<strong>in</strong>d aber e<strong>in</strong>e im Kiez extrem untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

vernetzte Gruppe. Der räumlich beschränkte Aktionsraum führt zu e<strong>in</strong>er<br />

Intensivierung <strong>der</strong> Kontakte im Kiez <strong>und</strong> damit zu e<strong>in</strong>er starken lokalen<br />

Identifikation. Demgegenüber steht das Bildungsbürgertum <strong>in</strong> gehobenen<br />

Wohnvierteln, das sehr mobil ist <strong>und</strong> e<strong>in</strong> viel weiteres, lokal aber weniger dichtes<br />

Beziehungsnetz hat.<br />

Tabelle 54a <strong>und</strong> b: Bewohner nicht- deutscher Herkunft mit Fre<strong>und</strong>en im Kiez<br />

Sold<strong>in</strong>er Kiez Anzahl (n) Prozent (%)<br />

Ja, es wohnen Fre<strong>und</strong>e von mir hier 47 71,2<br />

Ne<strong>in</strong>, es wohnen ke<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>e von<br />

mir hier<br />

19 28,8<br />

Sparrplatz Anzahl (n) Prozent (%)<br />

Ja, es wohnen Fre<strong>und</strong>e von mir hier 36 75,0<br />

Ne<strong>in</strong>, es wohnen ke<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>e von<br />

mir hier<br />

12 25,0<br />

Das Problem liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwierigkeit, die ausländische Bevölkerung zu erreichen,<br />

also <strong>in</strong> das Beziehungsnetz e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen, um das große Potenzial an <strong>Sozialkapital</strong><br />

kiezwirksam nutzbar zu machen.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den im Kiez wird deutlich durch die Fre<strong>und</strong>e bestimmt.<br />

Durchschnittlich 76,1% gaben an, sich wohl zu fühlen, dem stehen 56,5% <strong>der</strong><br />

Befragten ohne Fre<strong>und</strong>e vor Ort gegenüber, die sich "eher wohl" bis "sehr wohl"<br />

fühlen. Die Differenzierung nach den Kiezen liefert <strong>in</strong> diesem Fall e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Diskrepanz. Im Sold<strong>in</strong>er Kiez ist die Zahl <strong>der</strong>er, die sich „eher wohl“ o<strong>der</strong> „sehr<br />

wohl“ fühlen, mit 65,2% (mit Fre<strong>und</strong>en) gegenüber 47,7% (ohne Fre<strong>und</strong>e im<br />

Wedd<strong>in</strong>g) deutlich niedriger als im Kiez um den Sparrplatz, wo sich 87,6% zu<br />

67,4% gegenüberstehen. Das ist e<strong>in</strong> höherer Anteil an lokalen Fre<strong>und</strong>en im<br />

Sprengelkiez als im Sold<strong>in</strong>er Kiez. E<strong>in</strong> Trend, <strong>der</strong> sich auch bei weiteren<br />

Untersuchungen <strong>der</strong> Verwandtschaftsnetzwerke feststellen lässt <strong>und</strong> sich als<br />

allgeme<strong>in</strong>es Bild <strong>in</strong> weiteren Kategorien herauskristallisiert. Dies hat<br />

Auswirkungen auf die lokale Identifikation. Zwei Drittel <strong>der</strong> Bevölkerung ohne<br />

Fre<strong>und</strong>e fühlt sich im Sparrplatz- Kiez wohl, 87,6% mit Fre<strong>und</strong>en. Das potenzielle<br />

<strong>Sozialkapital</strong> ist damit deutlich höher als im Sold<strong>in</strong>er Kiez, wo trotz lokaler<br />

Fre<strong>und</strong>e nicht e<strong>in</strong>mal zwei Drittel <strong>der</strong> Befragten aussagen, sich <strong>in</strong> ihrem Kiez wohl<br />

zu fühlen (siehe Tab. 55a <strong>und</strong> b).<br />

Unterschiede im Wohlbef<strong>in</strong>den zwischen Deutschen, Nichtdeutschen <strong>und</strong><br />

Arbeitslosen s<strong>in</strong>d vorhanden, jedoch kiezabhängig. Fühlen sich die Deutschen im<br />

Sold<strong>in</strong>er Kiez mit guten Fre<strong>und</strong>en vor Ort <strong>in</strong>sgesamt wohler (67,7%) als die<br />

Nichtdeutschen (59,5%) <strong>und</strong> die Arbeitslosen (57,9%), so wählen die Auslän<strong>der</strong><br />

(25,5%) <strong>und</strong> Arbeitslosen (26,3%) häufiger die extreme Antwortkategorie "sehr<br />

Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong><br />

Geographisches Institut<br />

Arbeitsberichte<br />

Nr. 87 (2003)

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