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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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e<strong>in</strong>e größere <strong>in</strong>terne Stabilität, woh<strong>in</strong>gegen die Zielorientierung deutscher Vere<strong>in</strong>e<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich die Chance zu e<strong>in</strong>er größeren Vielfalt h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>struktur aufweist. In <strong>der</strong> Praxis kommt dieser Effekt jedoch häufig nicht<br />

zum Tragen, da auch soziale Hemmfaktoren (wie etwa Berührungsängste) wirken.<br />

Zur Annäherung <strong>der</strong> Akteure <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong> bzw. Bewohner s<strong>in</strong>d<br />

Kontaktereignisse notwendig, die z.B. <strong>in</strong> Form von <strong>Nachbarschaft</strong>- o<strong>der</strong><br />

Straßenfesten stattf<strong>in</strong>den können. Noch größer ersche<strong>in</strong>t laut Expertenme<strong>in</strong>ung die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit erfolgreicher Kontaktknüpfung, wenn sie im Angesicht<br />

dr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong>, aber überschaubarer Probleme erfolgt. Alternativ kann <strong>der</strong> Kontakt<br />

auch über Angebote zu geme<strong>in</strong>samen Interessen entstehen, wobei hier vor allem <strong>in</strong><br />

den Themenbereichen K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Sport <strong>und</strong> Arbeitsplatz Berührungspunkte bestehen.<br />

Die zur Aktivierung, Mobilisierung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung von Engagement<br />

notwendige Aufnahme <strong>und</strong> Pflege von Kontakten muss dabei als Arbeit verstanden<br />

werden, die viel Zeit <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satz kostet. Dass dies bislang vorwiegend <strong>in</strong> Form<br />

ehrenamtlicher Tätigkeit geschieht, darf nicht über die Wichtigkeit dieser<br />

kiezwirksamen Leistung <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Notwendigkeit öffentlicher<br />

Anerkennung h<strong>in</strong>wegtäuschen.<br />

Vernetzungsdefizite bestehen jedoch nicht nur auf horizontaler, son<strong>der</strong>n auch auf<br />

vertikaler Ebene. Dies ergibt sich nur teilweise aus den direkten Aussagen <strong>der</strong><br />

Akteure. Betrachtet man die unterschiedlichen Expertenebenen, so zeigte sich vor<br />

allem im Vergleich <strong>der</strong> Sichtweisen, dass Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation<br />

zwischen den Akteursebenen an vielen Stellen ausbaufähig s<strong>in</strong>d. So kritisieren<br />

etwa die Politiker, dass an ihrer Arbeit seitens <strong>der</strong> Bevölkerung wenig Interesse<br />

besteht, gleichzeitig bemängeln die Bewohner, dass im Angesicht <strong>der</strong> nächsten<br />

Wahl oft leere Versprechungen gemacht werden. Auch wird offensichtlich die<br />

Verantwortung zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Ebenen h<strong>in</strong>- <strong>und</strong> hergeschoben. So belasten<br />

das QM von <strong>der</strong> Bezirksebene auf sie verlagerte Aufgaben, die nicht ihren<br />

eigentlichen Zielstellungen entsprechen. An diesem Punkt muss e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigere<br />

Verteilung <strong>der</strong> Zuständigkeiten geschaffen <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong>gehalten werden, wobei<br />

gleichzeitig zu klären ist, was auf welcher Ebene tatsächlich machbar ist. Oft s<strong>in</strong>d<br />

die Probleme auf kle<strong>in</strong>räumiger Ebene besser bekannt <strong>und</strong> lösbar, da die Mittel<br />

jedoch auf höherer Ebene verteilt werden, wirken sich Kommunikationsdefizite<br />

negativ auf die gerechte <strong>und</strong> den Problemen angemessene Verteilung <strong>der</strong><br />

Ressourcen aus <strong>und</strong> verschärfen so bestehende Interessenkonflikte.<br />

Zusammenfassend drängen sich folgende For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Ansatzpunkte zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> gegenwärtigen Situation auf:<br />

Stärkere Regulation auf <strong>der</strong> politischen Ebene zur Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

negativen Tendenzen<br />

Stärkere Wahrnehmung <strong>und</strong> Anerkennung <strong>der</strong> Ressource <strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>er Wirkungen auf die Zusammenhänge im Kiez<br />

Stärkere <strong>und</strong> effektivere Vernetzung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Akteure zur besseren<br />

Nutzung vorhandener Potentiale<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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