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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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32<br />

3.2.4 Freiwilliges Engagement: Hemmnisse <strong>und</strong> Strategien zur<br />

För<strong>der</strong>ung<br />

Obwohl <strong>in</strong>zwischen immer häufiger auf das hohe Engagementpotential als<br />

"schlafende" gesellschaftliche Ressource h<strong>in</strong>gewiesen wird, liegt das Problem<br />

jedoch eher dar<strong>in</strong>, dass es größtenteils ungenutzt bleibt. Doch wie lässt sich<br />

freiwilliges Engagement för<strong>der</strong>n? Welche Handlungsalternativen <strong>und</strong> -konzepte<br />

können bzw. müssen entwickelt werden, um dieses endogene Potential u. a. auf<br />

Quartiers-/ Kiezebene nutzen zu können? Dazu muss zunächst nach den Ursachen<br />

für die mangelnde Umsetzung des geäußerten Interesses an freiwilligen Tätigkeiten<br />

gesucht werden. Der Abbau dieser Engagementbarrieren stellt e<strong>in</strong>en ersten,<br />

<strong>in</strong>direkten Bauste<strong>in</strong> zur Potentialnutzung dar. E<strong>in</strong> weiterer Bauste<strong>in</strong> wäre die<br />

explizite <strong>und</strong> direkte För<strong>der</strong>ung von Engagement.<br />

3.2.4.1 Engagementhemmnisse<br />

Warum engagieren sich viele Menschen nicht, selbst wenn sie dazu pr<strong>in</strong>zipiell<br />

bereit wären? Was h<strong>in</strong><strong>der</strong>t sie ganz allgeme<strong>in</strong> daran <strong>und</strong> wor<strong>in</strong> liegen speziell die<br />

Ursachen für e<strong>in</strong> mangelndes Engagement <strong>in</strong> ihrem 'Kiez'?<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach den Gründen für e<strong>in</strong> Nicht- Engagement stößt man immer<br />

wie<strong>der</strong> auf Faktoren, die e<strong>in</strong>en Mangel konstatieren: das Fehlen von Anreizen, Zeit<br />

<strong>und</strong> Informationen werden als Haupthemmnisse wahrgenommen. Diese Faktoren<br />

s<strong>in</strong>d oft eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft, auch wenn die dah<strong>in</strong>ter stehenden Motive<br />

subjektiv durchaus sehr differenziert s<strong>in</strong>d. Die Ursachen für den fehlenden Anreiz,<br />

sich freiwillig zu engagieren, s<strong>in</strong>d verschieden <strong>und</strong> kommen <strong>in</strong> Äußerungen wie<br />

"es macht ke<strong>in</strong>en Spaß", "ich habe ke<strong>in</strong>e Lust dazu", "ich will nichts mit fremden<br />

Leuten zu tun haben", "ich b<strong>in</strong> nicht kompetent" o<strong>der</strong> "ohne ordentliche Bezahlung<br />

mache ich gar nichts" zum Ausdruck (vgl. KLAGES 1998: 36). Der Informations<strong>und</strong><br />

Anstoßmangel trägt se<strong>in</strong>en, nicht unerheblichen, Teil zum Nicht- Engagement<br />

bei. Potentielle Engagierte geben u. a. an, dass sie zu wenig über das Thema<br />

wissen, sie niemanden kennen, an den sie sich wenden könnten <strong>und</strong> dass sie auch<br />

noch niemand danach gefragt habe (vgl. ebd.). Gerade hier sche<strong>in</strong>t demzufolge<br />

auch e<strong>in</strong> wichtiger Punkt bei <strong>der</strong> Beseitigung von Engagementbarrieren bzw. sogar<br />

die Voraussetzung dazu zu liegen. E<strong>in</strong> weiteres H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis stellt die vermutete, mit<br />

freiwilligem Engagement e<strong>in</strong>hergehende, zusätzliche Belastung mit Problemen dar.<br />

Zu den am häufigsten genannten Problemen gehören die fehlende<br />

Aufwandsentschädigung, die Befürchtung, dass "man als Laie nicht ernst<br />

genommen wird" <strong>und</strong> die Angst vor eventuellen rechtlichen Schwierigkeiten 1 .<br />

Viele dieser E<strong>in</strong>wände werden durch bereits Engagierte bestätigt, womit die<br />

Tragweite <strong>und</strong> die praktische Relevanz <strong>der</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse noch deutlicher werden<br />

dürften. Doch nicht zuletzt spielt auch das Image <strong>der</strong> Engagierten als<br />

Engagementhemmnis e<strong>in</strong>e nicht zu unterschätzende Rolle: Den <strong>in</strong>teressierten<br />

Nicht- Engagierten ersche<strong>in</strong>en die bereits Engagierten oft "eher als von ihrem Tun<br />

erfüllte Fanatiker e<strong>in</strong>er Selbstlosigkeit, mit <strong>der</strong> sie sich nicht identifizieren können"<br />

(KLAGES 1998: 37). Schließlich ist <strong>der</strong> H<strong>in</strong>weis auf den Zeitmangel nicht das<br />

letzte, doch e<strong>in</strong> nahezu durchweg betontes, Argument gegen die Ausübung e<strong>in</strong>er<br />

1<br />

Beispielsweise ist zur Zeit <strong>in</strong> Deutschland noch immer die rechtliche Regelung (nach Paragraph 118 des<br />

Arbeitsför<strong>der</strong>ungsgesetzes) gültig, nach <strong>der</strong> Arbeitslose, die sich monatlich mehr als 15 St<strong>und</strong>en freiwillig<br />

engagieren, ihren Anspruch auf Arbeitslosengeld verwirken, da ihre „Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt <strong>in</strong><br />

diesem Fall <strong>in</strong> Zweifel zu ziehen sei“ (VON ROSENBLADT 2000: 66f.)<br />

Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong><br />

Geographisches Institut<br />

Arbeitsberichte<br />

Nr. 87 (2003)

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