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Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

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Bevölkerung als beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressant. Herr Fischer studierte Islamwissenschaften<br />

<strong>und</strong> wohnt <strong>in</strong> Charlottenburg, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Nachbarschaft</strong>, die er „...hier sozusagen<br />

künstlich herstellen will. Das ist e<strong>in</strong>e gute Mischung aus sozialer Kontrolle <strong>und</strong><br />

nachbarschaftlichen Netzen.“<br />

Herr Langer vom QM Sparrplatz<br />

Herr Langer wohnt seit frühester K<strong>in</strong>dheit im bzw. <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Nähe vom Kiez am Sparrplatz. Er ist gelernter<br />

Sozialarbeiter <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter <strong>der</strong> Stiftung<br />

Sozialpädagogisches<br />

Institut Berl<strong>in</strong> (SPI). Die<br />

Aufgaben des QM<br />

Sparrplatz werden schwerpunktmäßig<br />

getrennt <strong>und</strong><br />

von Mitarbeitern des SPI <strong>und</strong> des Kommunalen Forum Wedd<strong>in</strong>g (KFW) bearbeitet.<br />

Herr Langers Aufgabenschwerpunkte liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mittelacquise, <strong>in</strong> Bauprojekten,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifizierung <strong>und</strong> Arbeitsför<strong>der</strong>ung.<br />

4.5.2.1 Ergebnisse<br />

Abbildung 43: Im QM-<br />

Büro Sparrplatz – Herr<br />

Langer vor <strong>der</strong><br />

Fotodokumentation<br />

Wolfermanns<br />

Die Befragung wurde kiezspezifisch durchgeführt, so dass die Aussagen nur<br />

bed<strong>in</strong>gt übertragbar s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zeln dargestellt werden. Wesentliche Probleme<br />

s<strong>in</strong>d aber vergleichbar <strong>und</strong> mögliche Lösungsansätze können daher auf beide Kieze<br />

übertragen werden.<br />

Kiez<br />

Beim Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g zum Kiez fällt auf, dass an erster Stelle immer die positiven<br />

Eigenschaften genannt wurden: gute <strong>in</strong>nerstädtische Lage, sehr verkehrsgünstig,<br />

viel Grün. Weiterh<strong>in</strong> wird <strong>der</strong> Sprengelkiez charakterisiert durch den Anlieger<br />

Scher<strong>in</strong>g, als klar abgegrenztes Gebiet (Bahntrasse, Nordufer mit Schifffahrtskanal,<br />

TFH), als verdreckt <strong>und</strong> als bunte Mischung von Nationalitäten. Im Sold<strong>in</strong>er Kiez<br />

fällt die Armut auf <strong>und</strong> <strong>der</strong> manchmal recht harte Umgangston <strong>der</strong> Leute<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Dem Kiez wird Dorfcharakter zugeschrieben, da die Leute sehr auf<br />

das Gebiet fixiert s<strong>in</strong>d. Trotz des auffallend hohen Gewerbeleerstands ist aber die<br />

Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs sehr positiv<br />

e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />

Als Gr<strong>und</strong>probleme, die zur E<strong>in</strong>stufung als QM- Gebiet führten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> beiden<br />

Kiezen die hohe Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> die mangelhafte E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> nichtdeutschen<br />

Bevölkerung zu nennen. Letztere Problematik wird <strong>in</strong> Kapitel 3.2.5.<br />

geson<strong>der</strong>t betrachtet. Der Wedd<strong>in</strong>g als traditionelles Arbeiterwohngebiet ist vom<br />

Strukturwandel <strong>der</strong> Wirtschaft beson<strong>der</strong>s betroffen, seit 10 Jahren gibt es für die<br />

zum großen Teil ger<strong>in</strong>g o<strong>der</strong> gar nicht qualifizierten Bewohner immer weniger<br />

Arbeit. Daraus resultieren Folgeprobleme wie Langeweile („diese Stadt ist nicht<br />

dafür gebaut, dass man arbeitslos ist“ R. Fischer), e<strong>in</strong> „rü<strong>der</strong> Umgangston“ <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> mangelndes Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> für den öffentlichen Raum.<br />

Gleichzeitig hat sich <strong>der</strong> Sold<strong>in</strong>er Kiez zu e<strong>in</strong>er „Durchlaufgegend für Aufsteiger“<br />

entwickelt, <strong>und</strong> diese das Gebiet kennzeichnende hohe, selektive Fluktuation zieht<br />

e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge örtliche B<strong>in</strong>dung nach sich. „Etablierte, Besserverdienende,<br />

Bildungsbewusste jedwe<strong>der</strong> ethnischer Herkunft ziehen weg, <strong>und</strong> es kommen neue<br />

Leute nach, die tendenziell weniger B<strong>in</strong>dung haben.“ (R. Fischer) Die<br />

Perspektivlosigkeit <strong>der</strong> Arbeitslosen <strong>und</strong> die hohe Fluktuationsrate schlagen sich<br />

damit negativ nie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Stärke <strong>der</strong> Identifikation mit dem Kiez, die<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

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