06.11.2013 Aufrufe

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

Sozialkapital und Bürgerengagement in der Nachbarschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

73<br />

quantitative Methodik, welche sich am Vorbild <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Exaktheit orientiert, die Messung <strong>und</strong> Quantifizierung sozialwissenschaftlicher<br />

Phänomene anstrebt, woh<strong>in</strong>gegen qualitative Techniken e<strong>in</strong>e Erforschung <strong>und</strong><br />

Interpretation sozialer Zusammenhänge anstreben. Oft werden dabei die Attribute<br />

quantitativer Methodik denen <strong>der</strong> qualitativen Vorgehensweise konträr<br />

gegenübergestellt. So s<strong>in</strong>d quantitative Vorgehensweisen tendenziell deduktiv,<br />

qualitative h<strong>in</strong>gegen eher <strong>in</strong>duktiv. Quantitative Methodik ist gekennzeichnet<br />

durch Vorstrukturiertheit <strong>und</strong> Standardisierung, um mittels weitgehen<strong>der</strong> Kontrolle<br />

über die Forschungsbed<strong>in</strong>gungen die Voraussetzungen für Messbarkeit <strong>und</strong><br />

Quantifizierung <strong>der</strong> erhobenen Daten zu erwirken. Dah<strong>in</strong>gegen basiert das<br />

qualitative Forschungsdesign auf den Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Offenheit <strong>und</strong> Flexibilität, um<br />

bezüglich des jeweiligen Forschungsgegenstandes so angepasst wie nur möglich zu<br />

se<strong>in</strong>. (Vgl. WESSEL 1996 sowie FLICK 1999: 10ff.)<br />

Dementsprechend unterschiedlich gestalten sich auch die Grenzen <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Vorgehensweisen: Kann es als Problem <strong>der</strong> quantitativen Sozialforschung<br />

betrachtet werden, dass sich Fragestellungen zu Gunsten <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung<br />

methodischer Standards oft zu weit vom eigentlichen Forschungsproblem<br />

entfernen, so liegt die Schwierigkeit qualitativer Forschung häufig <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>geschränkten Kontrollierbarkeit des Forschungsablaufes <strong>und</strong> <strong>der</strong> daraus<br />

resultierenden mangelnden Repräsentativität <strong>der</strong> Ergebnisse begründet. Die<br />

wissenschaftliche Kontrolle des Forschungsablaufes muss daher bei quantitativer<br />

Methodik primär die hohe Selektivität standardisierter Vorgehensweisen<br />

berücksichtigen. Bei qualitativer Methodik muss h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>e Kontrolle <strong>der</strong><br />

Reaktionsmöglichkeiten angestrebt werden. In <strong>der</strong> Praxis erfolgt jedoch die<br />

Differenzierung zwischen qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Vorgehensweisen weit<br />

weniger strikt. Oft bieten sich sogar Mischformen wie etwa das teilstandardisierte<br />

Leitfaden<strong>in</strong>terview an, o<strong>der</strong> es erfolgt e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation unterschiedlicher<br />

Techniken, um e<strong>in</strong> möglichst umfangreiche Erforschung des zu untersuchenden<br />

Problems zu gewährleisten. So wäre es z.B. durchaus denkbar, zunächst explorativ<br />

mittels qualitativer Methoden die verschiedenen Dimensionen des<br />

Forschungsgegenstandes zu ermitteln <strong>und</strong> diese schließlich mit Hilfe quantitativer<br />

Methoden <strong>in</strong> ihrer Häufigkeit <strong>und</strong> Verteilung zu bestimmen.<br />

Versteht man e<strong>in</strong>en starken Grad <strong>der</strong> Strukturiertheit e<strong>in</strong>er Befragung als Anzeiger<br />

für dessen quantitative Ausrichtung, so hat dies offensichtlich auch spezifische<br />

Konsequenzen für Forscher, Forschungsablauf <strong>und</strong> Ergebnisse. E<strong>in</strong>e stark<br />

strukturierte Befragung- etwa <strong>in</strong> mündlicher Form auf Basis e<strong>in</strong>es vorher erstellten<br />

Fragebogens- ist gr<strong>und</strong>sätzlich relativ e<strong>in</strong>fach durchzuführen, nicht zuletzt weil sie<br />

auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> konkreten Vorgaben ke<strong>in</strong>e speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen an den<br />

Interviewer stellt. Zudem ist die Auswertung relativ unproblematisch <strong>und</strong> durch<br />

den hohen Standardisierungsgrad bleibt die Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

gewährleistet. Dies war <strong>in</strong> unserem Fall beson<strong>der</strong>s s<strong>in</strong>nvoll, da die Ergebnisse dann<br />

nicht nur <strong>in</strong>nerhalb des Wedd<strong>in</strong>g-Projektes besser vergleichbar waren, son<strong>der</strong>n<br />

auch e<strong>in</strong> projektübergreifen<strong>der</strong> Vergleich mit e<strong>in</strong>igen Ergebnissen aus <strong>der</strong><br />

Moabitstudie durchgeführt werden konnte. Gleichzeitig war aber auch klar, dass<br />

bei e<strong>in</strong>er stark strukturierten Befragung auch e<strong>in</strong>e deutliche E<strong>in</strong>schränkung des<br />

Freiheitsspielraumes von Interviewer <strong>und</strong> Befragtem erfolgen musste<br />

(ATTESLANDER 2000: 140ff.) Dies kann sich zum Beispiel dar<strong>in</strong> äußern, dass<br />

<strong>der</strong> Interviewer während <strong>der</strong> Durchführung se<strong>in</strong>er Befragung erkennt, dass die<br />

vorher erarbeiteten Dimensionen <strong>der</strong> Befragung dem Forschungsgegenstand nicht<br />

<strong>in</strong> ausreichendem Maße gerecht werden <strong>und</strong> sich etwa die Antworten des Befragten<br />

nicht e<strong>in</strong>deutig zuordnen lassen. Insofern war es unbed<strong>in</strong>gt erfor<strong>der</strong>lich, vor <strong>der</strong><br />

tatsächlichen Befragung e<strong>in</strong>en Pretest durchzuführen mit dem Ziel, bestehende<br />

Schwächen <strong>der</strong> Befragungsgr<strong>und</strong>lage aufzudecken, die sonst aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> stark<br />

Schnur, O. (Hrsg.):<br />

<strong>Sozialkapital</strong> <strong>und</strong> Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nachbarschaft</strong>: Ressourcen für die<br />

„soziale“ Stadtentwicklung. Empirische<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wedd<strong>in</strong>g.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!