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Paul Schreckenbach Um die Wartburg

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nicht Sankta Elisabeth sich noch viel mehr erniedrigt,<br />

als sie Aussätzige und Krüppel pflegte?«<br />

»Das ist ein ganz ander Ding. Liebeswerk ist fürstlich<br />

Werk, das hat unser Heiland selbst getan und alle Heiligen.<br />

Wer tut wie sie, der erhöht sich durch solches Tun.<br />

Aber wer vom Fürstenstuhle steigt, um dem niederen<br />

Volke gleich zu werden, der erniedrigt sich.«<br />

Die Mutter neigte das Haupt. »Es ist so. Aber frage<br />

dich selber: du würdest deinem Manne nicht ins Elend,<br />

in Armut, ja in Unehre folgen?«<br />

Frau Else warf unwillig den Kopf zurück. »Warum an<br />

etwas denken, was nimmermehr möglich ist? Friedrich<br />

würde, gäbe Gott ihm den Sieg nicht, wie ein Fürst zu<br />

sterben wissen.«<br />

»Dafür danke Gott und der heiligen Jungfrau! Nicht<br />

jedes Weib ist so glücklich, daß sie solches denken und<br />

sagen kann von ihrem Manne. Aber denke dir, <strong>die</strong> Gnade<br />

Gottes hätte dir <strong>die</strong>ses Glück nicht gegeben, könntest<br />

du deinem Manne nicht auch in Schmach und Not<br />

folgen?«<br />

»In Not ja, in jede Not. Mein Leben gäb’ ich für ihn.<br />

Aber in Schmach nie und nimmer! Erniedrigte er sich<br />

selbst, so würde <strong>die</strong> Liebe zu ihm in meiner Brust ersterben.«<br />

Die Landgräfin erhob sich und sah ihre Tochter mit<br />

einem langen, seltsamen Blicke an. Ihre Gestalt schien<br />

zu wachsen, ihre Augen leuchteten auf, und sie rief mit<br />

lauter, tönender Stimme: »Dein Geist hat höheren Flug,

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