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Paul Schreckenbach Um die Wartburg

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— 57 —<br />

Ich sah sie knien, wo meine Mutter kniete vor langen<br />

Jahren, und ich gedachte mit Schrecken der vielen<br />

Sünde, <strong>die</strong> in unserm Hause seither begangen ist,<br />

begangen auch von mir. Ich habe mit meinem Bruder<br />

gehadert und gestritten um Land und Leute und Burgen,<br />

und ich habe mit meinem Vater oftmals gekämpft,<br />

und es ist viel Blut geflossen. Auch habe ich meinen Vater<br />

lange gefangen gehalten, bis er sich meinem Willen<br />

fügte.«<br />

»Und ich,« rief der Abt und schlug mit der Rechten<br />

gegen seine breite Brust, »ich, Markwart von Reinhardsbrunn,<br />

habe dir das geraten! Und bei Gott, ich<br />

würde dir’s immer wieder raten, denn dein Bruder ist<br />

ein Schwächling und dein Vater ein Verschwender. Hättest<br />

du ihm nicht widerstanden, der sich und euch zu<br />

Bettlern machen wollte, so hättest du größere Sünde<br />

getan.«<br />

»Ich würde jederzeit wiederum so handeln, wie ich<br />

gehandelt habe,« erwiderte der Markgraf und faßte seine<br />

Hand. »Dessen sei gewiß. Aber ich kann’s nicht hindern,<br />

daß mich oft schwere Gedanken änstigen, und<br />

daß mir <strong>die</strong> Welt furchtbar erscheint, wo man Sünde<br />

tun muß, um größere Sünde zu vermeiden. Wir werden<br />

in Sünden verstrickt und müssen Übles tun, wir<br />

mögen wollen oder nicht.«<br />

»Und weil es so ist und nicht anders sein kann in<br />

der Welt, so hat der Herr des Himmels seiner Kirche

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