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Paul Schreckenbach Um die Wartburg

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Endlich stammelte sie unter Schluchzen: »Ja, ihr habt<br />

Recht, der Abt und meine Mutter und du. Der Preis ist<br />

zu hoch. Ich kann den Heiligen nicht gehorchen!«<br />

Den Landgrafen durchzuckte es wie ein Schlag, und<br />

seine Augen leuchteten. Er preßte sein Weib mit mächtigen<br />

Armen an sich und fragte mit bebender Stimme:<br />

»So siehst du ein, daß unsere Ehe keine Sünde ist?«<br />

»Nein, Friedrich, Sünde ist sie. Wollt’ ich Gottes Willen<br />

tun, so müßt’ ich mich von dir lösen. Aber um deinetwillen<br />

will ich <strong>die</strong> Sünde auf mich nehmen, auf daß<br />

ich dich nicht unglücklich mache und dein Leben zerstöre.«<br />

Sie brach ab und hing mit einem Male wie leblos in<br />

seinen Armen. Ihr Körper ward schwer und ihre Augen<br />

geschlossen, und er erkannte, daß sie wieder von einer<br />

Ohnmacht heimgesucht ward, wie schon öfters im<br />

letzten Jahre.<br />

Er ließ sie auf <strong>die</strong> Bank gleiten und sah eine Weile,<br />

ohne sich zu regen, mit versteinertem Antlitz auf sie<br />

nieder. Das große Glücksfeuer in seinem Herzen war<br />

jäh erloschen. Er erkannte, welch’ ungeheure Überwindung<br />

sie üben wollte, sich selbst untreu zu werden<br />

um seines Glückes Willen. Und es ward ihm klar,<br />

daß auf <strong>die</strong>sem Grunde nie ein dauerndes Glück erblühen<br />

konnte, daß sie mit so beschwertem Gemüte elend<br />

werden mußte, und daß er das Opfer, das sie wider ihr<br />

Gewissen bringen wollte, nicht annehmen durfte.

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