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Paul Schreckenbach Um die Wartburg

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und Vorteil, und das kann nicht anders sein. Die Heiligen<br />

aber kümmern sich nicht um <strong>die</strong> Welt und fragen<br />

nur nach der Stimme, <strong>die</strong> in ihnen redet.«<br />

»Dabei läuft manchmal viel Betrug und Torheit unter,«<br />

wandte der Markgraf ein.<br />

»Ohne Zweifel,« bestätigte der Abt. »Es gibt solche,<br />

<strong>die</strong> sich einen Schein der Heiligkeit zu geben wissen<br />

und mit ihren Sprüchen <strong>die</strong> Leute narren und äffen.<br />

Die Nonne von Orlamünde aber hat Wunder getan,<br />

und ihre Frömmigkeit ist unbestreitbar. Niemand darf<br />

von ihr glauben, daß sie anders, als aus dem Geiste<br />

redet.«<br />

Der Markgraf hob überrascht und erschrocken das<br />

Haupt. »Du meinst, ihr Spruch könnte von Gott kommen?«<br />

»Daran habe ich nimmer gezweifelt,« versetzte der<br />

Abt.<br />

»Beim Strahl!« entfuhr es Herrn Friedrich trotz des<br />

heiligen Ortes, an dem er sich befand. »Denkst du also,<br />

wie kannst du dann meinen, mein Weib sei krank in<br />

ihrem Geiste, wenn sie dem Spruche der Nonne folgt?<br />

Dann müßtest du sagen, sie tue ja Gottes Willen, wenn<br />

sie mich verließe und im Kloster betete und büßte.«<br />

Der Abt richtete seine scharfen grauen Augen fest<br />

auf das Gesicht des Markgrafen und erwiderte langsam:<br />

»Wisse: den Willen Gottes können nur wenige erfüllen,<br />

und <strong>die</strong> nicht dazu berufen sind, denen ist es

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